Die nachfolgenden Informationen und Ratgeber haben wir hauptsächlich vom NABU erhalten und teilweise durch eigene Erfahrungswerte ergänzt bzw. an die lokalen Gegebenheiten unserer Heimat angepasst. An dieser Stelle geht unser Dank daher an NABU Deutschland.
Gärten haben als Naturräume ein großes Potenzial, unserer heimischen Vogelwelt lebenswerte Rahmenbedingungen anzubieten. Etwa 17 Millionen private Gärten gibt es Deutschland, sie bedecken eine Fläche von mehr als 700.000 Hektar – eine Fläche, so groß wie mehr als der Hälfte aller Naturschutzgebiete. Mit einer „vogelfreundlichen“ Gartengestaltung und Pflege kann man aktiv zum Vogel- und Artenschutz beitragen. Grundsätzlich gilt, dass ein derartiger Garten möglichst naturnah mit heimischen Bäumen, Sträuchern und Hecken gestaltet werden sollte. Wenn Zuchtrasen und Ziergewächse wie Rhododendron, Scheinzypresse oder Thuja das Gartenbild dominieren, finden unsere gefiederten Freunde kaum etwas zu fressen. Das Samen- und Insektenangebot im Einheitsrasen ist dürftig, und auch die Zierpflanzen werden von Insekten zumeist gemieden. Hinzu kommt, dass viele Zierpflanzen gleich ganz auf Unfruchtbarkeit hin gezüchtet wurden oder Früchte tragen, mit denen die hiesige Vogelwelt nichts anzufangen weiß. Einheimische Gewächse hingegen locken die hungrigen Gartenbesucher mit ihrer großen Auswahl an Samen und Früchten an. Beispiele hierfür sind:
BÄUME:
• Birnbaum (Pyrus communis)
• Feldahorn (Acer campestre)
• Schlehe / Schwarzdorn (Prunus spinosa)
• Vogelkirsche (Prunus avium)
• Weißdorn (Crategus monogyna/laevigat)
• Wildapfel (Malus sylvestris)
Tipp: Lassen Sie die Blätter ruhig liegen, denn im Blattlaub befinden sich viele Insekten, die gern von Amseln oder Rotkehlchen aufgelesen werden. Bei fruchttragenden Bäumen können Sie das Obst auch liegen und nicht gefallene Früchte am Baum hängen lassen. Sie sind wichtige Nahrung für Vögel im Winter und die ersten fliegenden Insekten im Frühjahr.
HECKEN & STRÄUCHER:
• Berberitze (Berberis vulgaris)
• Besenginster (Sarothamnus scoparius)
• Brombeere (Rubus fruticosus)
• Himbeere (Rubus idaeus)
• Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
• Vogelbeere (Sorbus aucuparia)
Tipp: Fassadenbegrünungen wirken sich sehr gut auf das Kleinklima und die Tierwelt im Garten aus. Neben der Kriechrose kann man auch noch viele andere Pflanzen als Begrünung einsetzen: Efeu (Hedera helix), Gartengeißblatt (Lonicera caprifolium), Waldrebe (Clematis vitalba) oder Wilder Wein (Vitis vinifera subsp. sylvestris). Diese Pflanzen sind ideale Brutplätze für Vögel.
STAUDEN:
• Flockenblume (Centaurea jacea)
• Wegwarte (Cichorium intybus)
• Disteln (Cirsium spec.)
• Mädesüß (Filipendula ulmaria)
• Steinklee (Melilotus officinalis)
• Heimische Rosen
Tipp: Wenn man samentragende Stauden erst nach dem Winter zurückschneidet, hilft man unseren gefiederten Freunden zusätzlich, da in den Stängeln viele Insekten überwintern, die den ihnen als Nahrung dienen. Außerdem sind die spät geschnittenen Stauden auch im Winter hervorragende Futterquellen, da viele Samen an den Samenständen verbleiben und optimales Winterfutter sind.
Ein vogelfreundlicher Garten zeichnet sich durch Vielfalt aus. Er bietet den unterschiedlichsten Arten Lebensraum, das heißt vor allem Nahrung und Nistmöglichkeit. Dabei gilt: Je größer der Garten, desto mehr Klein-Lebensräume lassen sich realisieren. Aber auch in kleineren Gärten lässt sich einiges für unsere Vogelwelt tun: Nicht jedes "Unkraut" vernichten, sondern an einigen Stellen wachsen lassen. Herbstlaub nicht überall wegharken, denn auch darin lebt vielerlei nahrhaftes Kleingetier. Ein richtiges Schlaraffenland für unsere Piepmätze ist der Komposthaufen mit seinen vielen Würmern, Spinnen und Insekten. Schutz und Nistmöglichkeit finden Gartenvögel nicht nur in Hecken, Sträuchern und Bäumen, sondern manche auch in Reisighaufen oder in nicht ausgemörtelten Natursteinmauern. Hier können etwa Rotkehlchen oder Zaunkönig brüten. Wer den gefiederten Freunden zusätzliche Nisthilfen anbieten möchte, sollte die weniger häufigen Arten unterstützen.
Sehr wertvoll sind auch unterschiedliche Strukturen. Neben Hecke, Wiese und Teich sind das zum Beispiel Trockenmauern und Steinhaufen. Hier leben nicht nur Kröten und Blindschleichen sondern auch Spinnen, Gehäuseschnecken und Tausendfüßer, die vielen Vögeln als Nahrung dienen. Eine kleine kahle, trockene, nur von Sand oder Erde bedeckte Fläche nutzen Haussperlinge gerne zum Staubbaden. Bemooste Mauersteine sind beim Nestbau beliebt, denn Moos ist in vielen Singvogelnestern ein wichtiger Baustoff. Weitere Strukturen sind Geräteschuppen, Holzbeigen, Laub- und Reisighaufen. Hier finden viele Vögel Verstecke, Nistquartiere und Nahrungsquellen.
Viele Vogelarten sitzen gern erhöht auf einem Dachgiebel oder einem hohen Baum. Von dort aus stürzen sie sich in die Tiefe, um ein Insekt zu erjagen oder halten Ausschau nach Feinden. Sehr wichtig sind solch erhöhte Sitzwarten auch für den Balzgesang. Sind erhöhte Singplätze nicht vorhanden, bietet es sich an, hohe Stangen im Garten zu montieren, die von Vögeln dann als Sitzwarte genutzt werden können.
Genauso wie andere Tiere müssen auch Vögel Flüssigkeit zu sich nehmen. Eine Vogeltränke im Garten ist daher ein willkommenes Angebot. Hier können sich die Federfreunde erfrischen, sich putzen und trinken. Darüber freuen sich nicht nur die Vögel – der Anblick bereitet auch uns Menschen immer wieder Freude. Wichtig ist, dass die Vogeltränke immer sauber gehalten wird. Dazu muss das Wasser täglich gewechselt und am besten noch die Tränke mit heißem Wasser überbrüht werden, um Keime zu töten. Sobald tote oder kranke Vögel im Garten gefunden werden, muss der Badebetrieb eingestellt werden. Damit die Vögel keiner Katze zum Opfer fallen, sollte das Vogelbad in mindestens anderthalb Metern Höhe angebracht werden.
Vogelschutz im Garten verlangt möglichst gänzlichen Verzicht auf Pestizide. Mit vergifteten Insekten, Samen und Früchten vergiften sich auch deren Konsumenten. Viele Pestizide reichern sich dauerhaft im Fettgewebe der Vögel an, beeinträchtigen deren Fruchtbarkeit und verursachen Störungen des Immun- und Nervensystems. Schadinsekten wie etwa Blattläuse lassen sich erfolgreich auf biologischem Wege bekämpfen. Ein Naturgarten ist zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für ein reiches Vogelleben. Wenn er umgeben ist von totgepflegten Gärten, in denen Gift gespritzt wird oder deren Besitzer ihre Katzen in der Brutzeit frei herumlaufen lassen, haben auch dort die Vögel nicht viel zu lachen.