Die Gottesanbeterin pilgert in den Kraichgau (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW39/2020)
Um die einzige in Mitteleuropa vorkommende Vertreterin der Ordnung Fangschrecken ranken sich viele Mythen. Neben ihrem allgemeinen Ruf als „Femme Fatale“, welche ab und an das Männchen nach dem Paarungsakt tötet, gilt sie in China als Inspiration für verschiedene Kung-Fu-Stile und wird in Japan als Symbol für Wachsamkeit, Geduld und Beständigkeit angesehen. Ursprünglich stammt die Gottesanbeterin aus Afrika. Von dort haben sich die bis zu 75 Millimeter langen Weibchen und mit bis zu 60 Millimeter deutlich kleineren Männchen über Südeuropa immer weiter in Richtung Norden ausgebreitet. In Deutschland kam das Insekt des Jahres 2017 lange Zeit nur in Wärmeinseln wie dem Kaiserstuhl bei Freiburg vor. Mittlerweile aber wurde die Gottesanbeterin mit Ausnahme von Niedersachsen und Schleswig-Holstein bereits in allen deutschen Bundesländern nachgewiesen. Einige der Fundorte mögen auch auf Verschleppung als unbeabsichtigtes „Urlaubsmitbringsel“ aus dem Süden zurückgehen. Aber insgesamt ist die Art ein gutes Beispiel für die Auswirkung des globalen Klimawandels auf die mitteleuropäische Tierwelt. Mit steigenden Temperaturen wird sich die Gottesanbeterin voraussichtlich immer weiter ausbreiten. In Deutschland ist sie in der Roten Liste der Geradflügler in die Kategorie 3 („gefährdet“) eingruppiert und genießt nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung besonderen Schutz. Deshalb darf sie u. a. weder gefangen noch gehalten werden. Das für Insekten ungewöhnliche Erscheinungsbild verdanken die Fangschrecken neben der Umwandlung des ersten Beinpaares zu Fangbeinen vor allem einer Verlängerung des ersten Brustsegmentes, welches den Aktionsradius der Fangbeine stark erweitert. Der dreieckige Kopf der Tiere ist über den Hals mit dem Prothorax verbunden. Anders als bei fast allen anderen Insekten lässt sich der Kopf der Gottesanbeterinnen über einen großen Winkel drehen. In Lauerstellung werden die Fangbeine erhoben und an den Körper angelegt gehalten, daher bekamen die Tiere auch den Namen Gottesanbeterinnen (Mantis religiosa). Die großen Facettenaugen der Tiere liegen weit auseinander und ermöglichen so ein stereoskopisches Sehen. Da sie zum Orten und Verfolgen der Beute sowie zur genauen Ortung der Geschlechtspartner verwendet werden, stellen sie das wichtigste Sinnesorgan der Tiere dar. Ein weiteres Sinnesorgan bildet das unpaare Gehörorgan zwischen den Hinterhüften mancher Arten. Mit diesem können Töne im Bereich von 25 bis 130 kHz gehört werden. Es dient vermutlich dazu, während des Fluges die Peillaute sich nähernder Fledermäuse wahrzunehmen. Die Grundfärbung reicht von zartgrün bis braun, auf ehemaligen Brandflächen kann man sogar fast schwarzen Individuen begegnen (Feuermelanismus). An der Basis der Innenseite der Vorderhüften befindet sich ein schwarzer, oft weiß gekernter Fleck, der in der Abwehrhaltung als augenähnliche Zeichnung gezeigt wird. Die unterschiedlichen Färbungsvarianten entstehen nach den einzelnen Häutungen als Anpassung an die Umgebung. Gottesanbeterinnen sind tagaktive Lauerjäger, das heißt, sie verharren stundenlang unbeweglich, bis sich ihnen ein Opfer nähert, welches sie dann mit ihren Fangbeinen packen. Dabei zeigen viele Arten Anpassungen an ihre Umgebung, die es ihrer Beute erschweren, sie in ihrer Lauerstellung zu erkennen. Auf ihrem Speiseplan stehen zumeist Insekten, in Ausnahmefällen aber auch kleinere Wirbeltiere, wie Frösche, Eidechsen oder Mäuse. Besonders bekannt ist die Gottesanbeterin für ihr außergewöhnliches Paarungsverhalten. Gelegentlich kostet die Fortpflanzung dem männlichen Tier im wahrsten Sinne den Kopf: das Weibchen verspeist diesen während oder nach der Paarung. Dieser Sexualkannibalismus ist aber keineswegs zwingend. Meistens endet die Kopulation für beide Partner ohne Schäden.
Die Bekassine – Ein selten gewordener Bewohner unserer Heimat (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW32/2020)
Leider mussten wir Ihnen in der Vergangenheit schon ein paar Mal darüber berichten, dass immer mehr Tierarten vom Aussterben bedroht sind, besonders die Insekten- und Vogelwelt betreffend. Darum freut es uns umso mehr, wenn wir Ihnen ab und an auch mal positive Ereignisse mitteilen können, wie z.B. Sichtungen von Tieren, welche bei uns sehr selten geworden sind und teilweise als nicht mehr vorhanden galten. Kürzlich war dies zum Beispiel mit dem Wiedehopf der Fall. Vor wenigen Tagen erreichte uns nun eine weitere kleine „Erfolgsmeldung“, als uns ein Naturfreund aus Odenheim von seiner Begegnung mit einer vermutlich noch jungen Bekassine berichtete. Diese hatte sich in einem Netz verfangen, welches über seinen Fischteich gespannt war. Nachdem er sie fachmännisch aus ihrer misslichen Lage befreit hatte, machte er noch ein Foto zum Andenken, bevor er sie wieder in die Freiheit entließ. Diese Aufnahme hat er uns zusammen mit der Sichtungsmeldung übermittelt, wofür wir ihm nochmals herzlich danken möchten. Weiterhin wollen wir das als Anlass nutzen, um Ihnen diesen interessanten Vogel in einem kurzen Steckbrief etwas näherzubringen.
Die Bekassine ist eine langschnäbelige, mittelgroße Art aus der Familie der Schnepfenvögel und darf sich über die Auszeichnung „Vogel des Jahres 2013“ freuen. Mit einer Körperlänge zwischen 25 und 27 cm, von denen 55–75 mm auf den recht langen Schnabel entfallen, ist sie ausgewachsen etwa drosselgroß. Die Flügellänge beträgt im Regelfall 123–144 mm, das Gefieder weist eine bräunliche Tarnfärbung mit markanten Längsstreifen auf Kopf und Rumpf auf. Der 49–64 mm lange Schwanz ragt beim sitzenden Vogel relativ weit über die Flügelspitzen hinaus. Die eher kurzen und kräftigen Beine sind gelblich grün bis graugrün. Der Schnabel zeigt an der Basis eine rötlich braune, an der Spitze eine dunkelbraune Färbung. Er ist etwa doppelt so lang wie der Kopf und kann fast als Hightech-Gerät bezeichnet werden. Ausgewachsene Bekassinen können mit ihm in den oberen Bodenschichten zugleich stochern, Kleintiere orten und tasten. Ihr Oberschnabel ist vorne biegsam, so dass sich der geschlossene Schnabel leicht in den weichen Sumpfboden bohren lässt. Kleine Beutetiere können die Vögel verschlucken, ohne ihn wieder aus der Erde ziehen zu müssen. Bei festeren Böden müssen sie den Schnabel schon beim Einstechen leicht öffnen, um wie mit einer Pinzette greifen zu können. Die Geschlechter unterscheiden sich in Größe und Aussehen nicht. Bekassinen sind Zugvögel und bewohnen bevorzugt Feuchtwiesen und offenes Sumpfland. Auf ihrem Speiseplan stehen Insekten und deren Larven, Weichtiere, Krebstiere, Pflanzenteile und Sämereien. In einigen Lebensräumen machen Regenwürmer den größten Teil ihres Nahrungsspektrums aus. Während ihrer Futtersuche kann man sie meist dort beobachten, wo der Untergrund feucht ist oder wo flachgründiges Wasser vorhanden ist. Die Tiere erreichen in der Regel ihre Geschlechtsreife im 1. Lebensjahr und führen eine monogame Saisonehe. Zu Beginn der Brutzeit, welche von April bis Juli andauert, legen Bekassinen für gewöhnlich 4 Eier, die Brutdauer beträgt 20 Tage. Nach dem Schlüpfen verlassen die Jungvögel bereits am 1. Tag das Nest, sind aber auf eine Fütterung durch die Elternvögel angewiesen. Sie sind mit 19 bis 20 Tagen eingeschränkt flugfähig und haben ihre volle Flugfähigkeit mit vier bis fünf Wochen erreicht. Kehren die Bekassinen nach der Winterreise in ihre Brutgebiete zurück, beginnt ein akrobatischer Revierkampf. Ihr Kunstflug ist das wichtigste Element bei der Balz und daher besonders gut von Februar bis Mai zu beobachten. Bis auf meist 50 Meter Höhe steigen die Männchen beim „Himmeln“ in scharfem Zickzack steil auf, um dann jäh zur Seite abzukippen. Nun spreizen sie die Schwanzfedern zum Fächer und stürzen „wummernd“ im Winkel von etwa 50 Grad schräg nach unten. Solche Steilflüge können Bekassinen viele Minuten lang wiederholen, generell ist ihr Flug sehr schnell. Sie gehört zu den wenigen Vogelarten, welche in der Lage ist, ihren Nachwuchs bei Gefahr wegzuschaffen. Dabei klemmt sie ihre Jungen mit dem Schnabel bei sich zwischen Kehle und Brust fest, und fliegt dann mit ihnen los zu einem sichereren Standort. Im Jahr 2013 schätzte der NABU, dass es damals in Baden-Württemberg nur noch ca. 30 Brutpaare gab, was vor allem auf den Verlust ihrer natürlichen Lebensräume durch Menschenhand zurückzuführen ist.
Der Wiedehopf kehrt in den Kraichgau zurück (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW29/2020)
Man kennt ihn vom Namen und von Bildern her, aber vermutlich haben nur wenige unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, bereits das Glück gehabt, einmal einen Wiedehopf in der freien Natur zu bewundern. In den 1950er Jahren war dieses markante Tier, welches zur Ordnung der Hornvögel und Hopfe gezählt wird, noch regelmäßig in unserer Gegend vertreten. Danach nahm sein Bestand, hauptsächlich aufgrund des Mangels an geeigneten Brutplätzen, jedoch stetig ab. Anfang der 1990er Jahre war er in Baden-Württemberg nahezu ausgestorben, lediglich am Kaiserstuhl und im Freiburger Raum gab es damals noch ein paar wenige Brutpaare. Verschiedene Maßnahmen von Naturschützern (u.a. wurden mehr als 50 geeignete Brutkästen im gesamten Landkreis aufgestellt) haben jedoch Früchte getragen, darum existieren mittlerweile wieder einige kleinere Populationen von Wiedehopfen auch bei uns Kraichgau. In Oberöwisheim gibt es dank aktiver Unterstützung der NABU-Ortsgruppe Kraichtal seit wenigen Jahren mindestens 2 Brutpaare, und auch vom Odenheimer Wohngebiet „Röte“ sowie der Tiefenbacher Hambergstraße wurden uns Sichtungen gemeldet. Dennoch ist sein Bestand nach wie vor gefährdet, in ganz Deutschland gibt es weniger als 500 Brutpaare dieser Vogelart, davon entfallen ca. 100 auf Baden-Württemberg. Wir vom Natur- und Vogelschutzverein Odenheim 1950 e.V. sind derzeit auch am planen, wie wir dem Wiedehopf helfen können, bei uns wieder heimisch zu werden. Konkretes dazu geben wir zu einem späteren Zeitpunkt noch bekannt. Nachfolgend haben wir für Sie noch einen kleinen Steckbrief zu diesem seltenen und außergewöhnlichen Tier:
Der Wiedehopf wird zwischen 26 und 28 cm groß, erscheint jedoch imposanter. Er ist am Oberkörper blass rotbraun gefärbt, wohingegen die Flügel und der Schwanz schwarz-weiß gestreift sind. Sein Schnabel ist dünn, sehr lang und leicht abwärts gebeugt. Besonders markant macht ihn die etwa fünf bis sechs Zentimeter lange, aufrichtbare Federhaube, deren Enden in einem weiß-schwarzen Abschluss auslaufen. Der Schwanz ist schwarz mit einer breiten weißen Binde etwa im letzten Schwanzdrittel und einer weißen Zeichnung auf der Schwanzwurzel. Ebenfalls charakteristisch ist der wellenförmige, schmetterlingsartig gaukelnde Flug, der instabil und ungleichmäßig erscheint. Die Geschlechter sind einander sehr ähnlich, wobei die Weibchen etwas kleiner und eine Spur matter gefärbt sind. Während der Nahrungssuche und in Erregungssituationen ist das ständige Kopfnicken sehr auffallend. Am Boden torkelt er und ändert ständig die Richtung. Wiedehopfe ernähren sich fast ausschließlich von Insekten, dabei werden größere Insektenarten wie z.B. Feldgrillen, Engerlinge sowie verschiedene Raupenarten und Käfer bevorzugt. Seltener werden Spinnen, Asseln, Tausendfüßer oder Regenwürmer aufgenommen, gelegentlich erbeutet er auch Frösche und kleine Eidechsen. Vogelgelege und Nestlinge gehören zur seltenen Beikost von ihm. Der Wiedehopf erbeutet seine Nahrungstiere am Boden, nur ausnahmsweise fängt er langsam fliegende Insekten auch im Fluge. Die Neststandorte sind äußerst unterschiedlich und umfassen Ganz- oder Halbhöhlen jeglicher Art. Natürliche Baumhöhlen werden ebenso genutzt wie Spechthöhlen, Halbhöhlen in Bruchsteinmauern oder Holzstößen, Höhlungen unter Wurzeln oder andere Erdhöhlen. Bei Brutbäumen zeigt die Art eine Bevorzugung von hochstämmigen alten Obstbäumen, insbesondere von Apfelbäumen. Auch Nistkästen werden angenommen, wenn sie eine genügend große Einschlupföffnung und ein ausreichendes Raumvolumen aufweisen. Die Neststandshöhe liegt meistens in einem Bereich bis zu fünf Metern. Im Feindverhalten haben die Wiedehopfe und deren Junge einige besondere Verhaltensweisen entwickelt. Beim plötzlichen Auftauchen eines Greifvogels, wenn eine gefahrlose Flucht in ein Versteck nicht mehr möglich ist, nehmen Wiedehopfe eine Tarnstellung ein, die untermauert, wie körperkonturauflösend das so kontrastreich gefärbte Gefieder sein kann. Dabei legt sich der Vogel mit breit gespreizten Flügeln und Schwanz flach auf den Boden; Hals, Kopf und Schnabel sind steil nach oben gerichtet. Meistens wird er in dieser regungslosen Schutzhaltung übersehen. Sich bedroht fühlende Nestlinge zischen schlangenähnlich, etwas ältere Nestlinge spritzen als Abwehrreaktion ihren Kot aus der Höhle. Auch wenn sie gegriffen werden, koten sie intensiv. Besonders wirkungsvoll scheint jedoch das Absondern eines sehr übel riechenden Sekretes aus der Bürzeldrüse zu sein. Wenn auch Sie freilebende Wiedehopfe oder andere seltene Tiere bei uns in der Gegend gesehen oder gehört haben, wären wir über eine kurze Nachricht sehr dankbar.
Aus dem Nest gefallene Jungvögel – Was tun? (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW23/2020)
Aktuell zwitschert es in Nistkästen, Hecken und Büschen besonders laut, da der fast flügge Vogelnachwuchs eindringlich nach Futter ruft und zahlreiche Vogelkinder das Nest verlassen. Der NABU appelliert deshalb an die Bevölkerung, vermeintlich hilflose Vogelkinder auf jeden Fall in der freien Natur zu belassen. Nur ganz selten handelt es sich bei gefundenen Jungvögeln am Boden um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigen. Einige Vogelarten – beispielsweise Amseln oder Kohlmeisen – verlassen die Enge des Nestes bereits, bevor sie richtig fliegen können. Wer sich etwas Zeit nimmt und die unbeholfenen Jungvögel beobachtet, kann meist feststellen, dass sie weiterhin von ihren Eltern betreut und gefüttert werden. Damit sie nicht verlorengehen, lassen die Jungvögel fast unablässig so genannte „Standortlaute“ hören. In diesem Stadium fallen sie deshalb nicht selten natürlichen Feinden zum Opfer. Bei Gefahr durch Katzen oder an vielbefahrenen Straßen, sollte man jedoch eingreifen, die Jungtiere wegtragen und an einem geschützten Ort, aber nicht zu weit vom Fundort entfernt, wieder absetzen. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Vögel stören sich im Gegensatz zu manchen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch. Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt. Doch was kann man tun, wenn ein Jungvogel tatsächlich verletzt, krank oder verlassen ist? Der NABU empfiehlt, die Aufzucht solcher Findelkinder unbedingt den Fachleuten zu überlassen. Gerne können Sie uns vom Natur- und Vogelschutzverein Odenheim 1950 e.V. in einer solchen Situation kontaktieren, wir geben Ihnen zeitnah alle wichtigen Informationen und Adressen. Bedenken sollte man auch: Vogelkinder, die mit nach Hause genommen werden, haben selbst bei fachgerechter Pflege deutlich schlechtere Überlebenschancen als in der Natur. Die elterliche Fürsorge in der Naturaufzucht kann niemals ersetzt werden, so dass die Handaufzucht immer nur die zweitbeste Lösung ist. Die beste Hilfe für vermeintliche Waisenkinder im Garten bleibt eine naturnahe Bepflanzung mit Hecken, Büschen und Sträuchern, die Unterschlupf bieten und Grundlage für ein reiches Nahrungsangebot sind.
In der Natur aufgefundene Rehkitze – Was ist zu beachten? (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW21/2020)
Aktuell kann es passieren, dass Sie bei einem Spaziergang durch Feld und Flur auf einer Wiese ein scheinbar verwaistes Rehkitz vorfinden, denn jetzt in Mai und Juni werden viele davon geboren. Diese folgen ihrer Mutter jedoch erst ab der vierten Lebenswoche und sitzen bis dahin etwa eine Woche lang in waldnahen Wiesen oder Feldern im hohen Gras. Dort sind sie zwar durch Fressfeinde wie Wildschweine oder Füchse sowie durch Mähmaschinen bedroht, jedoch wäre es im Wald bei der Mutter noch größeren Gefahren ausgesetzt. Wenn Sie ein Rehkitz alleine irgendwo im Gras hocken sehen, müssen Sie sich aber in der Regel keine Sorgen machen und etwas unternehmen. Oft ist die Mutter nicht weit und dem Kleinen geht es gut. Auch wenn es im ersten Moment etwas ungewöhnlich klingt: Rehmütter lassen ihre Jungen zu deren eigenen Schutz viele Stunden lang alleine im Ruheplatz hocken. Sie kommen mehrmals täglich für circa 30-45 Minuten zu ihrem Nachwuchs, um diesen zu säugen. So verhindern die Tiere, dass mögliche Feinde auf das Junge aufmerksam werden. Ein Rehkitz ist mit seinem gefleckten Fell von Natur aus hervorragend getarnt und besitzt noch keinen Eigengeruch, da die Mutter diesen nach der Geburt ableckt – diese zwei Eigenschaften schützen die Jungtiere, während sie im hohen Gras liegen und auf das nächste Säugen warten. Wenn Sie also ein Rehkitz gefunden haben, heißt dies noch lange nicht, dass es verwaist ist. Wahrscheinlicher ist es, dass die Mutter irgendwo in der Nähe ist und früher oder später wieder nach dem Kleinen schaut.
Es ist lebenswichtig, dass Sie das Tier nicht anfassen!
Nimmt es Menschengeruch an, kann es von der Mutter verstoßen werden und muss dann verhungern. Leider denken einige Passanten, die ein Rehkitz gefunden haben, dass sich dieses in einer Notlage befindet und nehmen es mit nach Hause – das hat jedoch in der Regel fatale Konsequenzen für das Tier, da es so von der Rehmutter getrennt wird, die ihm lebenswichtige Milch gibt. Wenn Sie ein Rehkitz gefunden haben, beobachten Sie es einige Zeit lang aus großer Entfernung, so stören Sie das Muttertier nicht, welches meist nicht weit weg ist. Wenn Sie ganz sicher sein möchten, dass das Kitz noch versorgt wird, sollten Sie es länger im Auge behalten und darauf warten, ob die Rehmutter zurückkommt. Passiert dies auch nach Stunden nicht, können Sie das zuständige Forstamt, den Jäger oder die nächste Wildtierstation um Hilfe bitten. Die Fachleute übernehmen dann den Fall und kümmern sich um das möglicherweise verwaiste Rehkitz. Handeln Sie bitte nicht auf eigene Faust. Wenn Sie wissen, wem die Wiese gehört, auf dem das Tier liegt, informieren Sie am besten auch den Eigentümer, damit dieser in der betreffenden Zeit dort nicht mäht. Das Kleine wird es Ihnen danken!
Die Turteltaube - Vogel des Jahres 2020 auf der Roten Liste (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW45/2019)
Wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben, wurde im letzten Monat vom Naturschutzbund (NABU) und dem bayrischen Landesbund für Vogelschutz (LBV) die Turteltaube zum Vogel des Jahres 2020 gewählt. Wir möchten diese Gelegenheit gerne nutzen, um einen unserer Artikel aus 2017 über dieses interessante Tier an dieser Stelle nochmals zu veröffentlichen. Turteltauben gelten seit jeher als Glücks- und Liebessymbol. Das Verhalten dieser Vögel, die als Pärchen eng beieinandersitzen, sich gemeinsam das Gefieder kraulen und dabei weiche gurrende Laute von sich geben, hat man auf frisch verliebte Menschen übertragen, die man im Volksmund auch „Turteltauben“ nennt. Die Turteltaube hat eine Körperlänge von 27-29 Zentimetern und wiegt etwa 160 Gramm. Sie ist damit unsere kleinste Wildtaube und deutlich kleiner als eine Haustaube. An der Oberseite weist sie eine rostbraune Färbung mit dunklen Flecken auf. Der Rücken ist oben blaugrau und wird nach unten hin bräunlicher. Das Weibchen ist etwas kleiner und matter gefärbt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittelengland, Dänemark, an der Ostseeküste entlang über Estland, über den Mittelmeerraum in das nördliche Afrika, die Iberische Halbinsel, weiter über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Nordwestchina und die Mongolei. Ursprünglich meiden die Tauben waldreiche Gegenden, Mittel- und Hochgebirge. Sie leben gerne in lichten Wäldern, Parkanlagen, Viehweiden, Obstplantagen und Feldgehölzen. Wie viele Vogelarten findet man sie heute auch zunehmend in den Grünanlagen der Städte. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Samen, Beeren und Pflanzenteilen. Sie verschmäht aber auch Insekten und Schnecken nicht. Die Brutzeit dauert von Mai bis August, wobei sie in der Regel nur eine Brut großziehen. Die zwei Eier werden fünfzehn Tage bebrütet. Nach vierzehn Tagen verlassen die Jungen das Nest. Leider ist der Bestand der Turteltaube in den letzten 12 Jahren um etwa die Hälfe kleiner geworden ist. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren. Zum einen reduzierten sich ihr Lebensraum und ihr Nahrungsangebot durch die zunehmende Nutzung der Flächen für die Agrarwirtschaft erheblich. Zum anderen werden die Vögel auf ihren Wanderungen gnadenlos abgeschossen oder gefangen. Die Turteltaube ist ein Langstreckenzieher. In unseren Breiten ist sie von Mai bis September zu Hause. Dann macht sie sich auf den weiten Weg, der sie bis nach Afrika südlich der Sahara führen kann. Die Insel Malta im Mittelmeer ist dabei eine wichtige Zwischenstation. Dort werden teilweise bis zu 20 000 ziehende Tiere am Tag beobachtet. Die Sonneninsel wird allerdings vielen Turteltauben zum Verhängnis. Allein im letzten Frühjahr bekamen die maltesischen Jäger eine Abschussquote von 11.000 Vögeln zugesprochen. Da keine Kontrolle der Abschusszahlen erfolgt, kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der abgeschossenen Tiere deutlich höher liegt. Man geht davon aus, dass jedes Jahr mehrere Hunderttausende auf ihren Wanderungen so zu Tode kommen. Letztlich hat das auch dazu geführt, dass diese Taube erstmalig weltweit auf der Roten Liste steht. Der NABU setzt sich für einen Stopp dieser Jagd ein. Darüber hinaus soll der Schutz der Tiere intensiviert werden. Das ist allerdings nur möglich, wenn man mehr über die Zugwege und das Brutverhalten weiß. Dazu sollen 20 Turteltauben mit kleinen Sendern versehen werden. Da ein Sender ca. 700 € kostet muss das erforderliche Geld über Spenden gesammelt werden. Wir würden diese Initiative gerne unterstützen. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn auch Sie gegen diesen sinnlosen Abschuss sind und Interesse an dieser Aktion haben. Wir lassen Ihnen dann gerne Informationsmaterial zukommen.
Der Uhu - Ein lautloser Jäger im Portrait (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW34/2019)
Wie bereits in der letzten Ausgabe angekündigt, möchten wir Ihnen anlässlich einer kürzlichen Uhu-Sichtung auf Odenheimer Gemarkung dieses faszinierende Tier etwas näher vorstellen. Der Vogel des Jahres 2005 gehört zur Familie der Eulen, und mit einer Körpergröße von bis zu 70cm sowie einer Flügelspannweite von nahezu 180cm stellt er auch deren größten Vertreter dar. Wie bei vielen anderen Vogelarten auch, werden die Weibchen deutlich größer und wiegen mit etwa 3 kg dementsprechend auch ein gutes Stück mehr als die im Schnitt etwa 2 kg Gramm schweren Männchen. Uhus haben einen eher massigen Körper, den auffallend dicken Kopf schmücken Federohren sowie orange-gelbe Augen. Das Gefieder weist dunkle Längs- und Querzeichnungen auf, der Brust und Bauchbereich ist dabei etwas heller als die Rückseite. Ein weißer Kehlfleck ist nur bei rufenden Tieren sichtbar. Vor nicht allzu langer Zeit war der Uhu in Deutschland fast ausgerottet, dank gezielter Artenhilfsprogramme kommt heutzutage jedoch wieder bundesweit vor. Dennoch bleibt er, besonders im Flachland, ein eher seltener Anblick und ist nach wie vor besonders schutzbedürftig. Als Standvogel verbleibt er das ganze Jahr in seinem Revier, welches im Schnitt eine Größe von etwa 40 Quadratkilometern aufweist. Uhus sind Offenland-Jäger und bevorzugen daher offene, reich gegliederte Kulturlandschaften. Ausgedehnte Waldgebiete und Agrarsteppen werden jedoch von ihm gemieden. Während die Tiere den engeren Bereich rund um ihr eigenes Nest verteidigen, gilt dies nicht für ihr Jagdrevier. Dieses überlappt sich zum Teil mit dem Revier benachbarter Individuen. Der Uhu verfügt über ein großes Rufrepertoire. Das Männchen lässt in der Balzzeit ein dumpfes „buho“ erklingen, das bis zu einem Kilometer weit zu hören ist, woraufhin das interessierte Weibchen mit einem helleren „u-hu“ antwortet. Häufig rufen beide Geschlechter im Duett. Die in Mitteleuropa vorkommenden Vertreter dieser Vogelart sind überwiegend Felsbrüter, wobei Steinbrüche ein wichtiger Sekundär-Lebensraum von ihnen geworden sind. Grundsätzlich sind sie jedoch nicht sehr anspruchsvoll in der Wahl ihrer Brutplätze. Wichtig sind ein gutes Nahrungsangebot und eine gute Deckung, und wenn keine Störungen am Brutplatz stattfinden, nutzen sie diesen über Jahre. Die Tiere haben eine Jahresbrut in der Zeit von März bis Mai, wobei das Weibchen in der Regel 2-5 weiße Eier legt und diese etwa 35 Tage lang allein ausbrütet. Während dieser Zeit ist das Männchen für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Die kleinen Uhus gehören zu den Nesthockern und werden ca. 150 Tage lang von den Eltern mit Nahrung versorgt. Der Uhu ist ein nächtlicher Jäger, der sich mit Beginn der Dämmerung auf Jagd begibt, etwa nach Mitternacht eine Pause einlegt und dann bis zur Morgendämmerung weitermacht. Hat er es auf bodenbewohnende Säuger abgesehen, kontrolliert er im Gleit- oder Ruderflug dicht oberhalb des Erdbodens sein Revier. Jagt er Vögel, fliegt er dagegen in Wipfelhöhe der Bäume. Er kann dabei sehr hohe Fluggeschwindigkeiten erreichen und ist in der Lage, Raben, Krähen oder Tauben im Flug einzuholen. Weiterhin ist er wendig genug, um einen Vogel auch in dichtem Baumbestand zu verfolgen. Uhus können Beutetiere im Flug wegtragen, die bis zu zwei Drittel ihres Körpergewichts wiegen. Der Flug des Uhus ist annähernd geräuschlos. Die Oberfläche und die Ränder der Federn sind so weich, dass während des Fluges nur minimale Luftverwirbelungen und Reibungsgeräusche entstehen. Nicht umsonst werden die großen Eulen als lautlose Jäger bezeichnet. Aber auch am Boden ist der Uhu ein geschickter Beutegreifer, der in der Lage ist, eine flüchtende Maus laufend einzuholen. Sein Beutespektrum reicht von Feldmäusen, Ratten und Igeln über Kaninchen und Feldhasen bis hin zu Vögeln, wobei gelegentlich sogar Fische oder Amphibien auf dem Speiseplan stehen. Ausgewachsene Tiere haben in Mitteleuropa nahezu keine natürlichen Feinde, und auch die Bejagung durch den Menschen ist seit längerem deutlich rückläufig. Den Jungtieren können Füchse und Marder gefährlich werden, wenn diese sie an ihren Brutplätzen erreichen können, weshalb die Sterblichkeitsrate der Junguhus während ihres ersten Lebensjahres 70 % beträgt. Die Tiere, welche diese kritische Phase überleben, können jedoch ein beachtliches Lebensalter von etwa 20-25 Jahren in freier Wildbahn erreichen, Vögel in Volierenhaltung werden in der Regel sogar erheblich älter. Der Rekord liegt hier bei 68 Jahren.
Die wilden Hühner unserer Heimat - Der Fasan (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW22/2019)
Kürzlich haben wir Ihnen an dieser Stelle das Rebhuhn etwas nähergebracht, in diese Ausgabe möchten wir Sie über dessen „großen Bruder“, den Fasan, informieren. Beide Arten gehören zur Familie der Fasanenartigen innerhalb der biologischen Ordnung der Hühnervögel. Ebenso wie beim Rebhuhn ist auch beim Fasan ein Bestandsrückgang durch die Intensivierung der Landwirtschaft festzustellen, wenngleich auch in einem deutlich geringeren Umfang. Im Gegensatz zum Rebhuhn, welches schon seit je her in unseren Breitengraden heimisch war, wurde der Fasan wohl zunächst von den Römern aus dem zentralasiatischen Raum nach Europa gebracht. Seit dem frühen Mittelalter wurde er von den wohlhabenden Adligen jener Zeit als Ziervogel gehalten, später dann zu Jagdzwecken ausgewildert. Dies geschah nicht zuletzt wegen seines wohlschmeckenden Fleisches, welches damals als Inbegriff der Luxusspeisen galt. Noch bis 1900gehörte der Fasan in Deutschland zum Hochwild, das bedeutet seine Bejagung war dem hohen Adel (Hohe Jagd) vorbehalten. Seinen Namen verdankt er der altgriechischen Argonautensage, wo berichtet wird, dass Jason und seine Mitstreiter am Fluss Phasis, welcher im heutigen Georgien liegt, prächtige bunte Hühnervögel fingen. Der Fasan gehört mit 70–90 cm Körperlänge beim Hahn (wobei etwa 45–60 cm auf den langen, spitzen Schwanz entfallen) und 55–70 cm bei der Henne (deren Schwanz etwa 20–25 cm lang ist) zu den mittelgroßen Hühnervögeln. Ein ausgewachsenes Männchen erreicht ein Gewicht zwischen 1,4 und 1,5 kg, das eines Weibchens liegt zwischen 1,1 und 1,4 kg. Ebenso wie bei vielen anderen Vogelarten gibt es auch bei den Fasanen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus beim Aussehen. Während das Federkleid der Henne mit einer insgesamt bräunlichen Tarnfärbung recht unauffällig ist, sehen die Hähne mit ihrem glänzend-dunkelgrünem Kopf, der rot umrandeten Augenpartie sowie einem bronze- bis kupferfarbenen Gefieder deutlich markanter aus. Der Fasan kommt heute fast in ganz Europa vor und besiedelt in der Regel halboffene Landschaften oder lichte Wälder mit Unterwuchs, die ihm gute Deckung und offene Flächen zur Nahrungssuche bieten. Er bevorzugt leichte, sandige Böden zum Scharren nach Magensteinchen und für Staubbäder zur Gefiederpflege. Auf seinem Speiseplan steht zumeist pflanzliche Nahrung wie Sämereien und Beeren, gerne vertilgt er aber auch Insekten wie zum Beispiel Kartoffelkäfer und anderen Kleintiere. Der Fasan überwintert zumeist in seinen Brutgebieten, bisweilen weicht er jedoch über kurze Strecken in Lebensräume aus, welche ihm mehr Deckung oder Nahrung bieten. Die Tiere bewegen sich in der Regel mit langen Schritten fort, wobei der Schwanz waagerecht oder schräg in die Höhe gehalten wird. Wird ein Fasan aufgescheucht, fliegt er ebenso wie das Rebhuhn recht geräuschvoll auf, aber meist nur über kurze Strecken. Sollte dies mehrfach nicht gelingen, versucht er zu Fuß zu entkommen und eine nahe Deckung zu finden. Dabei läuft er schnell und ausdauernd. Sein Kurzstrecken-Flug wirkt zwar unbeholfen mit flatterndem Flügelschlag, ist aber mit 40–60 km/h recht schnell. In dichtem Gelände fliegt der Fasan oft nahezu senkrecht auf. Die Hähne verfügen über ein breites Lautrepertoire, das jedoch größtenteils aus unmelodisch rauen und krähenden Rufen besteht. Häufigster Ruf ist der Revierruf, der hauptsächlich zur Fortpflanzungszeit, vereinzelt aber auch im Herbst zu hören ist – ein zweisilbiges, lautes und unmelodisches „gog-gog“. Die Lautäußerungen der Hennen sind wenig auffällig und selten zu vernehmen. Ein Hahn lebt zur Brutzeit meist mit ein bis zwei Hennen zusammen, im Gegensatz zu den monogamen Rebhühnern. Ebenso wie das Rebhuhn ist der Fasan ein Bodenbrüter. In einem Nest in zumeist dichter Vegetation legen die Hennen ab Ende April etwa neun bis zwölf olivbraune Eier, welche auch nur sie ausbrüten. Die Küken schlüpfen nach circa 23-25 Tagen und sind Nestflüchter. Bereits nach knapp zwölf Tagen sind sie in der Lage, einige Meter weit zu fliegen, und nach etwa acht Wochen sind sie schon selbständig. Gerade im ersten Jahr ist die Sterblichkeit sehr hoch. In freier Wildbahn wird ein Fasan circa zwei bis drei Jahre alt, in Gefangenschaft acht bis zehn Jahre. Zu den natürlichen Feinden eines ausgewachsenen Fasans gehören in erster Linie Habicht, Fuchs und große Marder. Bei den Küken und Jungtieren sind es neben den Vorgenannten noch Wiesel, Iltis, Katze, Bussard und Sperber. Hinzu kommen noch Krähe, Elster, Wanderratte, Igel und das Wildschwein als Nesträuber.
Die wilden Hühner unserer Heimat - Das Rebhuhn (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW21/2019)
In früheren Jahren konnte man in den Wäldern, Wiesen und Fluren um Odenheim noch zahlreich Rebhühner, Fasane und mit etwas Glück auch die scheuen Wachteln beobachten. Durch verschiedene Umstände ist in den letzten Jahrzehnten der Bestand der frei lebenden Hühnervögel leider stark zurückgegangen, dennoch kann der aufmerksame Naturfreund bei einem Spaziergang im Grünen gelegentlich noch ein Rebhuhn oder einen Fasan hören oder erblicken, weshalb wir uns in dieser Ausgabe und in einem Folgeartikel auf diese beiden Arten konzentrieren möchten. Beginnen werden wir mit den Rebhühnern. Die Hauptgründe für deren Bestandsrückgang sind zum einen die viel intensivere Nutzung der Agrarlandschaft und der damit einhergehende vermehrte Einsatz von Pestiziden, zum anderen ist es ein erhöhter Beutegreiferdruck. Zu den natürlichen Feinden dieser Tiere zählen vor allem Füchse, deren Bestand seit ihrer Immunisierung gegen Tollwut in den 1990ern merklich zugenommen hat und die es, ebenso wie einige Greifvogelarten, vor allem auf die Nester der bodenbrütenden Hühnervögel abgesehen haben. Hinzu kommt noch, dass in den vergangenen 20 Jahren das Schwarzwild, eigentlich ein klassischer Waldbewohner, in nahezu alle Agrarräume vorgedrungen und mittlerweile häufig in großen Mais-, Getreide- und Rapsfeldern anzutreffen ist, was die Lebenssituation für die Bodenbrüter nochmals verschlechtert. Experten gehen davon aus, dass der europaweite Bestand an Rebhühnern in den vergangenen Jahrzehnten um über 90% zurückgegangen ist. Das Rebhuhn ist von gedrungener Gestalt mit kurzen Beinen, kurzem rundem Schwanz sowie kurzen runden Flügeln. Mit einer Körperlänge von etwa 30 Zentimetern sowie einer Flügellänge von 15-16 Zentimetern und einer Schwanzlänge von 7,2- 8,5 Zentimetern sind Rebhühner geringfügig größer als Tauben, wobei Hähne und Hennen ähnlich groß sind. Das Körpergewicht reicht bei Männchen von 290 bis 415 Gramm und bei Weibchen von 300 bis 475 Gramm. Man zählt es zu den kleinen Feldhühnern. Da es sich gegen Fressfeinde physisch kaum zu Wehr setzen und auch nicht über längere Distanzen fliegen kann, hat ihm die Natur ein braun-graues Tarnkleid verpasst, was es in Ackerkrumen nahezu unsichtbar werden lässt. Kennzeichnend für den Vogel des Jahres 1991 ist der orangebraune Kopf. Der gerade Schnabel ist gelb und am Ansatz braun oder grau gefärbt. Im Frühjahr und Sommer trägt das Rebhuhn ein Prachtkleid, wobei sich Männchen und Weibchen in der Färbung etwas unterscheiden, im Herbst und Winter hingegen tragen beide ein ähnlich aussehendes Schlichtkleid. Es bewegt sich meist schreitend vorwärts, bei Gefahr drückt es sich flach an den Boden. Kommt man ihnen zu nahe, fliegen sie häufig erst im letzten Moment unter lautem Flügelburren und hohem Rufen auf und versuchen, eine nahegelegene Deckung zu erreichen. Das Rebhuhn besiedelt als Standvogel weite Teile Europas sowie Asiens und wird im Schnitt etwa drei Jahre alt. Ursprünglich ein Steppenbewohner, lebt es in unseren Breitengraden als Kulturfolger überwiegend in Feldfluren und Brachflächen. Das Nest wird von den Weibchen als Mulde am Boden gebaut, bevorzugt in guter Deckung wie z.B. Feldrainen, Hecken, Gehölz- und Waldrändern. Mitte April bis Juli legen die Hennen etwa 15 einfarbige, olivbraune bis braungraue Eier. Nach 23 bis 25 Tagen schlüpfen die Jungen, die mit 13 bis 14 Tagen fliegen können und mit etwa 5 Wochen selbständig sind. Sie bleiben aber bis in den Winter im Familienverband. In der Regel beschränken sich Rebhühner auf eine Jahresbrut. Ihr Speiseplan ist je nach Jahreszeit und Alter recht unterschiedlich. Als typischer Bodenvogel essen sie im Sommer vor allem Insekten, Würmer und Larven. In den anderen Jahreszeiten ernähren sich erwachsene Rebhühner überwiegend von grünen Pflanzenteilen, Getreidekörnern und den Samen von Wildkräutern. Die Küken leben dagegen fast ausschließlich von tierischem Futter in Form von Insekten und deren Larven sowie Ameisen, kleinen Käfern, Schmetterlingsraupen und Blattläusen. Ein Rebhuhn erreicht seine Geschlechtsreife gegen Ende des ersten Lebensjahres, zu diesem Zeitpunkt erfolgt in der Regel auch die erste Verpaarung. Im Gegensatz zum Fasan, welchen wir Ihnen in einer der kommenden Ausgaben näherbringen möchten, führen Rebhühner eine monogame Brutehe.
Das Reh - Wildtier des Jahres 2019 (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW50/2018)
Seit 1992 wird von der „Schutzgemeinschaft Deutsches Wild“ bzw. nach einem Zusammenschluss vor wenigen Jahren von der „Deutschen Wildtier Stiftung“ das Tier des Jahres gewählt. Kürzlich war es wieder soweit, und für 2019 darf das Reh diesen Titel in Anspruch nehmen. Damit tritt es die Nachfolge von der Wildkatze an, dem Tier des Jahres 2018. Obwohl es in unserer Gegend zahlreich anzutreffen ist, kennen nicht viele Menschen seine Merkmale und Lebensweise. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen dieses scheue Lebewesen nachfolgend etwas näher vorstellen. Das zur Familie der Hirsche gehörende Reh ist der kleinste und in Europa am häufigsten vorkommende Vertreter dieser Gattung. Es besiedelt so gut wie jede Höhenlage von der Tiefebene bis zum Hochgebirge und bevorzugt dabei lichte Waldgebiete sowie Felder. Biologisch gesehen ist der sogenannte „Trughirsch“ näher mit dem Rentier und dem Elch verwandt als mit unserem heimischen Rotwild. Während der Rothirsch vor etwa 10 Mio. Jahren entstand, tauchte das Reh bereits vor etwa 25 Mio. Jahren auf, man kann es somit als den Prototypen des Rotwilds bezeichnen. Ein ausgewachsenes Reh erreicht eine Schulterhöhe von 60 bis 75 cm und ein Gewicht von 20 bis 30 kg. Sein Fell ist im Sommer braun-rot bis rot. Die Innenseite der Läufe sowie der Unterbauch sind heller und der auch Spiegel genannte Bereich um den After ist gewöhnlich gelblich-weiß. Der Übergang vom Sommer- zum Winterfell erfolgt im Frühherbst. Im Winter sind Rehe eher hell- bis dunkelgrau und jedes einzelne Haar ist dann hohl, was der besseren Isolierung durch Lufteinschluss dient. Rehkitze sind rotbraun und haben eine weiße Punktierung, was sie in ihrer Umgebung gut tarnt. Ebenso wie beim Rotwild tragen bei den Rehen nur die männlichen Tiere ein Geweih. In der Regel ist jede Stange eines normal entwickelten Rehbockes etwa 15 bis 20 Zentimeter lang und weist drei Enden auf. Die wichtigsten Funktionen dieses Geweihs ist der Kampf mit Artgenossen sowie das markieren des Reviers durch Duftdrüsen an der Stangenbasis. Bei mindestens einjährigen Böcken fällt das Geweih jährlich in der Zeit von Oktober bis November ab und beginnt unter einer nährenden Basthaut sofort neu zu wachsen. Das Wachstum endet im Frühjahr, wenn die Basthaut abstirbt und vom Bock durch Fegen an Büschen und jungen Bäumen abgestreift wird. Rehe können ein Alter von circa 20 Jahren erreichen, werden in der Natur jedoch selten älter als etwa 12 Jahre. In Mitteleuropa haben Rehe nur drei wirklich bedeutsame Fressfeinde, nämlich Rotfuchs, Luchs und Wolf. Weitaus mehr Tiere fallen jedoch Wildunfällen und landwirtschaftlichen Mähmaschinen zum Opfer. Sie haben einen ausgeprägten Geruchssinn und können Menschen auf mehr als 300 Meter Entfernung wittern. Rehe sind reine Pflanzenfresser, welche sich vor allem von Blatttrieben, Gräsern, Kräutern und Knospen, aber auch Wald- und Feldfrüchten ernähren. Ein etwa 20 Kilogramm schweres Tier braucht zwischen 2-4 Kilogramm Grünmasse pro Tag. Rehe sind sehr standorttreu und halten die Grenzen ihres Reviers, wie zum Beispiel Feldränder, Wege, Straßen oder Hecken, genau ein. Rehböcke besetzen ihre Territorien häufig über mehrere aufeinanderfolgende Jahre. Die Brunft unseres heimischen Rehwildes findet von Mitte Juli bis Mitte August statt. In den Wochen zuvor haben die Böcke bereits ihr Revier markiert und gegen Eindringlinge verteidigt. Besonders intensiv ist dieses Territorialverhalten im Mai, wenn Imponier- und Drohgebärden bei gleich starken Böcken häufig im direkten Kampf mit dem Geweih enden. Die Brunftzeit der Ricken, also der weiblichen Tiere, ist im Gegensatz zu den Rehböcken kurz und beginnt etwa 67 Tage nach der Geburt ihres Kitzes. Sie dauert nur jeweils etwa vier Tage. Rehböcke wittern paarungsbereite Ricken in ihrem Revier und folgen ihnen manchmal über mehrere Tage, wobei die männlichen Tiere in dieser Zeit erheblich an Gewicht verlieren. Die Kitze kommen dann im darauffolgenden Mai und Juni zur Welt.
Die Feldlerche - Vogel des Jahres 2019 (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW45/2018)
Vor etwas über einem Jahr haben wir Ihnen an dieser Stelle den Vogel des Jahres 2018, den Star, vorgestellt. Im letzten Monat wurde vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern seit Nachfolger bestimmt. Es handelt sich dabei um die Feldlerche, welche diese Auszeichnung bereits im Jahr 1998 schon einmal erringen konnte. Einer der Hauptgründe für ihre Wiederwahl ist leider wenig erfreulich, denn er lautet merklicher Bestandsrückgang, ein Schicksal den die Feldlerche in der heutigen Zeit leider mit vielen anderen heimischen Vogel- und Insektenarten teilt. In Deutschland wird die Feldlerche mittlerweile in der Kategorie 3 („gefährdet“) der roten Liste geführt, nachdem ihre Population seit den 1980er Jahren um etwa 30% abgenommen hat. Die Hauptgründe hierfür sind die starke Intensivierung der Landwirtschaft sowie die Versiegelung der Landschaft, d.h. für die Feldlerchen stehen immer weniger Brutflächen zur Verfügung. Im europäischen Ausland hat auch eine direkte Bejagung der Vögel im Herbst und Winter dazu beigetragen, ihre Anzahl deutlich zu verringern. In sechs Ländern Südeuropas dürfen Feldlerchen legal gejagt werden, im Jahreswechsel 2014/2015 wurden so ca. 900.000 Tiere getötet, im Jahr 2005 waren es sogar etwa 2,5 Mio. Nachfolgend wollen wir Ihnen daher etwas mehr über diese faszinierende Art berichten. Die Feldlerche erreicht eine durchschnittliche Köperlänge von etwa 17-18cm und ist daher fast so groß wie ein Star, ihre Flügelspannweite reicht von 30 bis 35 cm. Die Grundfarbe der Oberseite ist beige bis rötlichbraun, der Bauch ist weiß, die Unterflügel grau, die Brust ist hellbraun und der Kopf braun gestrichelt. Weitere Merkmale sind ein weißer Überaugenstrich, ein heller Wangenfleck sowie Scheitelfedern, welche an eine Haube erinnern, wenn sie aufgestellt sind. Vom Gefieder her sehen Männchen und Weibchen gleich aus, sie unterscheiden sich nur in Größe und Gewicht, wobei die weiblichen Tiere in der Regel etwas größer und schwerer werden. Die Lautäußerungen der Männchen erfolgen meist während des Flugs über ihr Revier aus beachtlichen Höhen, sodass sie vom Boden aus kaum noch zu sehen sind. Sie geben dann etwa 2-5 min lang trillernde, zirpende und rollende Laute in schneller Folge, rhythmisch wiederholt und ohne Unterbrechung von sich. Gelegentlich fügen sie in diesen Singflug auch Lautimitationen von anderen Vögeln wie zum Beispiel dem Turmfalken ein. Die Weibchen singen hauptsächlich nur am Boden und dabei kürzer und leiser als die Männchen. Feldlerchen haben einen abwechslungsreichen Speiseplan. Im Winter ernähren sie sich überwiegend von Pflanzenteilen und Samen, während ab Mitte April Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Regenwürmer von ihr bevorzugt werden. Der Durchmesser eines Feldlerchenreviers beträgt in der Regel zwischen 20 und 200 Metern, sie brauchen offene Kulturlandschaften mit niedriger Vegetation. Ihre Balz findet im März und Anfang April statt. Mit seinen Sangeskünsten und einem teils ruppigen Balztanz versucht das Männchen dann, seine Auserwählte zu beindrucken. Die Feldlerche ist ein Bodenbrüter und beginnt mit Nestbau und Brut erst Mitte April. Nach der Paarung scharrt das Weibchen eine bis zu 7 Zentimeter tiefe Mulde aus, welche sie anschließend mit feinem Pflanzenmaterial auspolstert. Die besten Brutbedingungen für die Tiere herrschen bei einer Vegetationshöhe von 15 bis 25 Zentimetern und einer Bodenbedeckung von 20 bis 50 Prozent. Das Gelege besteht im Normalfall aus 3-5 weißlichen bis hell bräunlichen Eiern, die dunkelgrau bis braun gefleckt sind. Die Brutdauer beträgt etwa 11 bis 12 Tage, nach 7 bis 11 Tagen verlassen die Jungtiere das Nest, können jedoch erst mit 15 Tagen fliegen und mit 19 Tagen selbständig ihr Futter suchen. Gänzlich von ihren Eltern unabhängig ist der Nachwuchs mit etwa 30 Tagen. Bis Mitte Juli / Anfang August erfolgt häufig eine zweite Jahresbrut. Unsere heimischen Feldlerchen sind klassische Kurzstreckenzieher, d.h. sie verlassen ihre Brutgebiete von September bis November in Richtung Südwesten und überwintern dann bevorzugt in Südfrankreich und Spanien. Je nach Witterungsverlauf kehren sie Ende Januar, meist jedoch ab Mitte Februar bis Mitte März, nach Deutschland zurück.
Der Mauersegler (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW38/2018)
Vor Kurzem haben wir über unsere heimischen Schwalben berichtet. Der Mauersegler weißt zwar Ähnlichkeiten mit den Schwalben auf, gehört aber zur Familie der Eigentlichen Segler und ist kein Singvogel. In unserer Gegend ist der Mauersegler die einzig vorkommende Seglerart. Er ist wesentlich größer als unsere Schwalben, erreicht er doch eine Flügelspannweite von 40 bis 44 cm. Die Flügel sind lang, schmal und sichelförmig. Der Schwanz ist kurz und gegabelt. Sein Kopf wirkt rundlich mit großen Augen und einem kleinen Schnabel. Die Füße sind zurückgebildet, kurz mit vier Zehen, die in scharfen Krallen enden und alle nach vorn gerichtet sind. Der Flug ist schnell. Im Gleitflug erreichen er bis 50 km/h, im Schlagflug bis 100 km/h, im Sturzflug sogar bis 200 km/h. Der Mauersegler ist extrem gut an ein Leben in der Luft angepasst. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt das Tier in der Luft. Hier findet er seine Nahrung und führt seine Fortpflanzung durch. Hauptbeute sind Blattläuse, Hautflügler, Käfer etc. Die Flughöhe hängt hierbei von der Flughöhe der Beute ab. Diese kann zwischen 6 bis 100 m liegen. Bei guter Thermik, wenn die Insekten von der Luft hochgezogen werden, können sie in Höhen bis 3000 m jagen. Die Brutvögel sammeln die Nahrung im Kehlsack, bis sie einen großen Ballen in der Größe einer Haselnuss gesammelt haben. Mit diesem fliegen sie dann zum Nest zurück und verfüttern ihn an die Jungen. Bei schlechter Witterung können die Vögel drei bis vier Tage ohne Nahrung auskommen. Sie führen dann eine Hungerstarre durch. Während dieser Ruhepause fahren sie ihre Körperfunktionen herunter. Nestlinge können auf diese Weise bis zu zwei Wochen ohne Nahrung überdauern. Forschungen haben ergeben, dass die Tiere sich in einem Zeitraum von 10 Monaten über 99% in der Luft aufhalten. Hier schlafen sie auch. Wie dieser Schlafzustand aussieht, konnte allerdings noch nicht erforscht werden. Sicher ist, dass sie in der Abenddämmerung auf Höhen von 2000 bis 3000 m aufsteigen. Entweder sie führen dort einen Halbschlaf, wie die Wale durch oder es werden nur Teile des Gehirns ausgeschaltet. Bei uns halten sich die Vögel nur kurze Zeit auf. Mit großer Pünktlichkeit kehren sie jedes Jahr zwischen Ende April und Anfang Mai an den Brutplatz des Vorjahres zurück. Bereits Ende Juli / Anfang August verlassen sie uns wieder, um zu ihrem Winterquartier nach Südafrika zu fliegen. Sie brüten in Kolonien, bevorzugen hierbei Nester in dunklen, horizontalen Hohlräumen mit möglichst direktem Anflug. Die Höhleneingänge liegen hierbei zwischen 6 bis 30 Metern. Das Nest ist einfach, bildet eine unordentliche, flache Schale, die mit Halmen, Blättern, Fasern, Haaren etc. ausgepolstert wird. Das Nest wird viele Brutperioden lang benutzt. Das Gelege besteht aus 2 bis 3 Eiern. Es erfolgt nur eine Brut bei uns. Die Brutdauer hängt von der Witterung ab, sie kann zwischen 18 und 27 Tagen liegen. Die Partner wechseln sich beim Brüten ab. Die Nestlingszeit hängt ebenfalls von der Witterung ab und kann zwischen 38 und 56 Tagen liegen. Nach dem Ausfliegen sind die Jungen sofort selbstständig und verbringen schon ihre erste Nacht in der Luft. Die Vögel können unter günstigen Umständen bis zu 20 Jahre alt werden. Allerdings ist der Einfluss des Wetters hier sehr groß. Bei anhaltend schlechtem Wetter, das großflächig vorliegt und bei dem die Tiere keine Wetterflucht durchführen können, kann ein Massensterben eintreten. Bei der sog. Wetterflucht ziehen die Mauersegler vor der Wetterfront her, vielfach bereits dann, wenn die Front noch 5-600 km entfernt ist. Zunächst bewegen sich die Tiere in den Warmsektor des Tiefs, wo sie noch ausreichend Nahrung finden. Meist umfliegen sie das Zentrum des Tiefs, wobei sie oft erst nach hunderten von Kilometern wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren. Die Jungen im Nest können diese Zeit in der Hungerstarre überleben.
Unsere Schwalben (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW29/2018)
Schwalben gehören zu den Sperlingsvögeln und sind mit zahlreichen Arten vertreten. Der Mauersegler, der Ähnlichkeiten mit den Schwalben aufweist, gehört nicht zur Familie der Schwalben. In unserem Dorf leben nur die Rauchschwalbe und die Mehlschwalbe. Als Kulturfolger haben sich diese beiden Arten schon früh dem Menschen angeschlossen und leben mit ihm zusammen in den Dörfern und Städten. Bereits im Altertum wurde die Schwalbe als heilig angesehen. Im Mittelalter galt sie als Glücksbringer und Frühlingsbote. Wie sehr die Schwalbe zum Leben der Menschen gehört, zeigt sich an verschiedenen Bauernregeln: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wenn sie niedrig fliegen, wird man Regen kriegen. Fliegen sie in die Höh’n, bleibt es schön. Am Tag vor Maria Geburt fliegt die Schwalbe furt. Bei Marienverkündigung kommen sie wiederum“. Auch heute noch herrscht der Volksglaube, dass ein Haus mit seinen Bewohnern besonderen Schutz genießt, wenn sich daran ein Schwalbennest befindet. Die Rauchschwalbe ist der Nationalvogel Estlands. Sie finden wir auch auf dem Firmenemblem einer chinesischen Fluggesellschaft. Beide Arten sind mit ihrem stromlinienförmigen Körper, den langen spitzen Flügeln und dem langen Schwanz vortrefflich an das Leben in der Luft angepasst. Da sie einen Großteil ihres Lebens in der Luft verbringen, habe sich die Füße zurückgebildet. Sie sind klein, zum Gehen kaum geeignet. Die Geschlechter sind sich sehr ähnlich und kaum zu unterscheiden. Die Rauchschwalbe ist ca. 18 cm lang und hat eine Flügelspannweite von 34 cm. Der Rücken ist blau-schwarz und metallisch glänzend, die Unterseite weiß. Sie ist besonders an ihrer kastanienbraunen Kehle und dem langen, spitz gegabelten Schwanz zu erkennen. Die Mehlschwalbe ist an der Oberseite blauschwarz, die gesamte Körperunterseite zeigt sich weiß. Ihr Schwanz ist kürzer und nicht spitz auslaufend. Mit einer Größe von 12 cm ist sie kleiner, ihre Flügelspannweite beträgt nur 28 cm. Die Brutzeiten beider Arten liegen nahe beieinander. Zwischen April und September ziehen sie in der Regel zwei Bruten mit 4 bis 6 Eiern auf. Sehr unterschiedlich ist der Nestbau. Während die Mehlschwalbe ausschließlich außen am Haus, gerne direkt unter dem Dachüberstand ihr Nest baut, nistet die Rauchschwalbe nur im Innern von Gebäuden, hauptsächlich in Stallungen. Für den Nestbau verwenden sie als Klebstoff ein Körpersekret, das sie im Speichel herstellen. Beide ernähren sich ausschließlich von Insekten, wobei der Schwerpunkt bei den Fluginsekten liegt, die sie im Flug mit weit aufgesperrtem Maul einfangen. Dabei schlagen sie mit einer Flügelfrequenz von durchschnittlich 4,4 bis 5,3 Schlägen pro Sekunde. Die Rauchschwalbe erreicht damit eine Geschwindigkeit von 10-20 Metern in der Sekunde. Die Mehlschwalbe jagt in höheren Luftschichten, sie sehen wir teilweise nur noch als Punkt am Himmel. Die Rauschschwalbe fängt ihre Beute überwiegend in einer Höhe zwischen sieben und acht Metern. Da die Flughöhe dieser Insekten vom Luftdruck und der aufsteigenden Warmluft abhängt, kann man tatsächlich über die Flughöhe der Schwalben Rückschlüsse auf das Wetter ziehen. Fliegen sie hoch haben wir eine Hochdruckwetterlage, also schönes Wetter. Fliegen sie niedrig kommt ein Tiefdruckgebiet mit schlechtem Wetter. Die starke Abhängigkeit von diesem Nahrungsangebot bedingt, dass die Schwalben im Herbst, wenn die Fluginsekten stark abnehmen, in ihre Winterquartiere in den Süden fliegen.
Der Haussperling (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW24/2018)
In der Ausgabe Nr. 13 vom 29.03.2018 hatten wir über den wenig bekannten Weltspatzentag und den schwierigen Lebensbedingungen für den Haussperling berichtet. Obwohl der Haussperling den Menschen schon Jahrtausende begleitet, ist von seiner Lebensweise eher wenig bekannt, da er in Massen vorhanden war und als Schädling galt. In dieser Ausgabe wollen wir ihn näher vorstellen. Der Haussperling (passer domesticus) gehört als Singvogel zu den Sperlingsvögeln, die weltweit 36 Arten umfassen. In unserer Gegend leben nur zwei Arten, nämlich der Haussperling und der Feldsperling. Ursprünglich war der Haussperling in Europa, Nordafrika und Teilen von Asien beheimatet. Heute hat er sich weiter ausgebreitet und ist fast auf der ganzen Welt anzutreffen, mit Ausnahme einiger Gegenden in Südostasien und Westaustralien, sowie in den Polarregionen. Hierbei sucht er immer die Nähe des Menschen in den Dörfern und Städten und ist dort anzutreffen, wo er ausreichend Nahrung findet. Diese besteht ganzjährig hauptsächlich aus pflanzlicher Nahrung, mit Vorliebe für Körner und Samen. Hierbei verschmäht er aber auch Insekten nicht. In den Städten ist er vielfach ein Allesfressser. Wenig bekannt ist, dass er als Körnerfresser seine Jungen fast ausschließlich mit Insekten großzieht. Er kann daher aufgrund seiner zahlreichen Nachkommenschaft als großer Insektenvertilger angesehen werden. Der Sperling ist etwa 14-16 Zentimeter groß, mit einem kompakten Körperbau, einem großen Kopf und einem kräftigen Schnabel. Die Grundfarbe des Gefieders ist aschgrau, die Flügel- und Rückenpartie ist dunkelbraun und mit schwarzen Steifen gezeichnet. Das Männchen hat darüber hinaus eine schwarze Kehle und am Kopf beidseits einen kastanienbraunen Streifen. Obwohl er zu den Singvögeln gehört, besteht sein Gesang hauptsächlich aus einem monotonen Tschilpen. In Deutschland ist der Haussperling oder Spatz, wie wir ihn nennen, ein Standvogel, der sich nie weit von seinem Standort entfernt. Hier lebt er gern gesellig in kleinen Verbänden, aber auch in großen Schwärmen. Er zeigt hierbei weder bei der Nahrungsaufnahme, im täglichen Leben oder bei der Suche nach Brutplätzen ein Territorialverhalten. Lediglich beim Fund eines schmackhaften Nahrungsstücks oder eines idealen Nistplatzes kommt es zu kleinen Zankereien, die aber schnell wieder erledigt sind. Der gesellige Vogel nistet gern in der Gemeinschaft, und wenn es möglich ist, brütet er in ganzen Kolonien. Obwohl der Spatz bei der Suche des Nistplatzes nicht wählerisch ist, ihm reicht in einer Höhe von ca. 3 Metern eine Nische, ein Loch in der Hauswand, ein Schlupf unter den Ziegeln oder ein verlassener Nistkasten, findet er heute nur noch wenige dieser Angebote. Das Paar schließt sich in der Regel zu einer lebenslangen Verbindung zusammen. Die Brutzeit beginnt Mitte bis Ende April. Das Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern. Die Brutzeit beträgt 11-13 Tage. Nach etwa zwei Wochen fliegen die Jungen aus. Abhängig vom Nahrungsangebot zieht ein Brutpaar bis zu vier Bruten im Jahr auf. Allerdings überleben nur 20 bis 40% der Jungvögel das erste Jahr. Ein erwachsenes Tier kann etwa 10 Jahre alt werden. Früher galt der Spatz als Landplage, heute steht er auf der Vorwarnliste der Roten Liste. Neben der Abnahme des Nahrungsangebotes – es gibt kaum noch Pferdeäpfel oder Hühnerställe, der Hausgarten wurde durch eine Rasenfläche ersetzt, die offene Landschaft mit brachliegenden Wiesen und natürlichen Feldwegen ist der Intensivierung der Landwirtschaft gewichen, Grünflächen werden heute naturfern gestalten, was noch freiliegt wird versiegelt, usw. - fehlen heute auch die alten Scheunen oder natürlichen Nisthöhlen, die Gebäudefassaden sind saniert, die Dächer zugeschalt und gedämmt. Unter diesen Voraussetzungen hat es unser Spatz schwer. Wir wollen daher heute noch einmal unseren Appell vom 29.03.2018 wiederholen:
„Der Spatz hat uns Menschen über Jahrtausende begleitet. Er hat wie kein anderer das Ortsbild in unseren Dörfern und Städten bestimmt. Wenn wir wollen, dass dieser Vogel weiterlebt, müssen wir jetzt etwas tun. Helfen würde den Spatzen, wenn wir in unseren Gärten und bei den Balkonbepflanzungen heimische Pflanzen verwenden würden. Hecken sind sehr hilfreich, da die Tiere sich darin gern zum Schutz zurückziehen. Der Verzicht auf Gift im Garten und in der Landwirtschaft wäre ein weiterer Schritt. Sperling baden gern im Wasser oder im Sand. Das Aufstellen einer derartigen Bademöglichkeit hilft den Vögeln sich von Parasiten zu befreien. Letztlich kann man am Haus künstliche Nisthilfen anbringen, die man so gestalten kann, dass eine Verschmutzung der Hauswand vermieden wird. Wer unserem Spatz helfen will, kann sich an uns wenden. Wir beraten Sie gerne.
Der Turmfalke im Portrait (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW22/2018)
Vor kurzem berichtete uns ein Naturfreund, dass in seinem Garten in der Odenheimer Ortsmitte zum ersten Mal überhaupt ein Turmfalken-Paar brütet. Dieses Ereignis nehmen wir als willkommenen Anlass, um Sie etwas über diesen faszinierenden Greifvogel zu informieren. Die wissenschaftliche Artbezeichnung für den Vogel des Jahres 2007 lautet „Falco Tinnunculus“, wobei der lateinische Ausdruck tinnunculus mit „klingend“ oder „schellend“ übersetzt werden kann. Diese Bezeichnung verdankt er seinen markanten „kikikikiki“-Rufen, welche er hauptsächlich beim Fliegen ausstößt und die in Ton und Rufgeschwindigkeit variieren können. Seinen deutschen Namen Turmfalke verdankt er wohl dem Umstand, dass er hochgelegene Brutplätze bevorzugt und dafür auch menschliche Bauwerke wie eben Kirchtürme nutzt. Die im Volksmund wegen ihres auffälligen Flugbildes auch „Rüttelfalk“ genannten Tiere werden im Schnitt 35 Zentimeter groß und gehören damit in Deutschland zu den kleineren Greifvögeln. Ihre Spannweite beträgt etwa 75 Zentimeter. Optisch unterscheiden sich Männchen und Weibchen vor allem an der Färbung des Kopfes. Während die männlichen Exemplare einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken besitzen, sind beim Weibchen dagegen Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung. Ihre Nahrung ist abhängig von Ihrem Lebensraum. Die hier bei uns auf dem Land lebenden Turmfalken erbeuten vorwiegend Feld- und andere Wühlmäuse, daneben essen sie noch Eidechsen und Insekten. Die in den Städten vorkommenden Tiere haben sich auf kleinere Singvögel wie z.B. Sperlinge als Futterquelle spezialisiert. Etwa ein Viertel seines Körpergewichts benötigt ein frei fliegender Turmfalke täglich an Nahrungsmenge. Sein hoher Energieverbrauch ist vor allem durch den bereits erwähnten Rüttelflug begründet. Hierbei handelt es sich um eine hochspezialisierte Form des Ruderfluges, bei der der Falke eine Zeit lang über einem bestimmten Ort praktisch in der Luft steht. Da das Tier hierbei heftig mit den Flügeln schlagen muss, ist diese Flugform energetisch sehr aufwendig. Neben dem Rüttelflug nutzt der Turmfalke auch Ansitze wie z.B. Äste und Weidepfähle, auf denen er sitzt und nach Beute späht. Hat er diese erblickt, nähert er sich ihr in schnellem Flug um sie mit seinen Fängen zu packen und durch einen gezielten Nackenbiss zu töten. Turmfalken sind bereits nach etwa einem Jahr geschlechtsreif. Schon im Spätwinter oder zeitigem Frühjahr besetzen sie ihr Brutrevier, welches häufig auch als Winterrevier gedient hat. Wie alle Falken bauen auch Turmfalken keine Nester. Wenn vorhanden, brüten sie in Felsspalten oder Gebäudenischen, ansonsten nutzen sie auch verlassene Nester anderer Vogelarten wie z.B. die von Krähen. Das Weibchen legt zwischen Mitte April und Mitte Mai etwa vier bis sechs Eier und brütet diese dann knapp 30 Tage lang aus. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie gut vier Wochen lang gefüttert, und nach dem Verlassen des Nests nochmals für etwa weitere vier Wochen von ihren Eltern begleitet. Im Anschluss daran verlassen sie ihre Geburtsstätte und suchen sich ein eigenes Revier, welches etwa 200 Hektar Fläche umfasst. Die bei uns Mitteleuropa lebenden Turmfalken sind überwiegend Standvögel, d.h. sie bleiben ganzjährig hier und ziehen über den Winter nicht in den Süden. Mit insgesamt knapp 350.000 Brutpaaren ist der Turmfalke die häufigste Falkenart in Europa, hiervon leben ca. 90.000 Paare in Mitteleuropa, und davon wiederum etwa 50.000 bei uns in Deutschland. Ein Paar bleibt zumeist ein Leben lang zusammen.
Der Spatz pfeift immer seltener vom Dach (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW13/2018)
Am zwanzigsten März jährte sich der Weltspatzentag zum achten Mal. Ein Ereignis das weithin unbekannt ist und ohne große Presse vorbeiging. Gleichwohl ist dieser Tag von großer Bedeutung, zeigt er doch gerade bei diesem Allerweltsvogel, wie es um unsere Singvögel bestellt ist. Kein Vogel ist so lang und eng mit dem Menschen verbunden wie der Haussperling. Es ist davon auszugehen, dass er sich bereits vor etwa 10 000 Jahren dem Menschen angeschlossen hat, als dieser sesshaft wurde und nun Ackerbau und Viehzucht betrieb. Auch Sperlinge sind von Natur aus sesshaft und bewegen sich nur wenige Kilometer von ihrem Geburtsort weg. Der Mensch bot ihnen durch seine veränderte Lebensweise genügend Futter und Nistmöglichkeiten. Daher schloss er sich dem Menschen an und folgte ihm bis in die Städte. Wie sehr der Spatz am Leben der Menschen teilnahm, zeigt sich in zahlreichen Redensarten: Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, die Spatzen pfeifen es von den Dächern, mit Kanonen auf Spatzen schießen usw. Geläufig sind uns auch Liebkosungen wie „Spatzl“ oder „Du kleiner Spatz“ und Bezeichnungen wie Dreckspatz, Spatzenhirn, Spatzengewehr und vieles mehr. Auch im Schrifttum ist dieser Vogel stark vertreten. Schon in der Bibel bei Lukas und Matthäus wird der Spatz erwähnt. Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Heinz Erhardt und sogar Goethe bedachten ihn in ihren Gedichten. Sprichwörter über ihn gibt es in vielen Ländern bis nach Japan und China. Und letztlich benannte man die grandiose französische Chansonsängerin Edith Piaf nach ihm. Die deutsche Übersetzung für piaf lautet Spatz, man nannte sie daher „Der Spatz von Paris.“ Bei wohl keinem Vogel sind die Gemüter so gespalten. Die einen freuen sich über die lustige Gesellschaft, schauen amüsiert zu, wenn eine kleine Horde laut tschilpender Spatzen einen Busch erobert oder wenn sich ein frecher Kerl in einem Biergarten am Tisch bedient. Für die anderen ist er ein lästiger lärmender Schädling. Tatsächlich ist der Spatz ein intelligenter und sozialer Vogel. Er ist ein geselliger Kerl immer in kleinen Trupps auf Futtersuche unterwegs, gern brüten sie auch gemeinsam nebeneinander. Gerade in der Brutzeit ist der Spatz ein großer Schädlingsvernichter, denn er zieht seine Brut ausschließlich mit Insekten auf. Da er bis zu drei Bruten im Jahr hat und auch selbst gern Insekten frisst, kann er als überaus nützlicher Vogel eingestuft werden. In meiner Jugend gehörte der Spatz einfach zum täglichen Leben. Überall waren die lustigen und frechen Gesellen in Gruppen unterwegs. Sie saßen im Salatbeet, im Hühnerstall und stibitzen, wo sie etwas zu fressen fanden. Überall wo es Ritzen im Mauerwerk, Öffnungen im Dach, Lüftungssteine o.ä. gab, brüteten sie. Sie gehörten einfach zum täglichen Bild. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts verdrängten das Auto und der Traktor die vielen Arbeitspferde. Damit verlor der Vogel eine seiner Hauptnahrungsquellen, nämlich die unverdauten Haferkörner in den Pferdeäpfeln. Da er kein gern gesehener Gast war, wurde er offen verfolgt und gelegentlich zur allgemeinen Belustigung mit dem Spatzengewehr abgeschossen. Bereits in den 1950er-Jahren hatte sein Bestand stark abgenommen. Nun steht er bei uns bereits auf der Vorwarnliste der Roten Liste. In England hat er seinen Platz auf der Roten Liste schon eingenommen! Für den Freistaat Bayern hat der Landesbund für Vogelschutz aus Hilpoltstein nun einige traurige Zahlen veröffentlicht. Demnach wurden in diesem Jahr nur noch 0,9 Vögel pro Garten gezählt. 2010 waren es noch 3,8 Vögel. Forscher gehen davon aus, dass der Bestand der Sperlinge von 1991 bis 2009 um 20 bis 50 % gesunken ist. Die vom LBV mitgeteilten Zahlen zeigen, dass der Bestand von 2010 bis heute um über 76 % gesunken ist! Was sind die Ursachen für diesen Rückgang? Um es vorweg zu nehmen, es sind die gleichen Ursachen, die auch vielen anderen Vögeln das Leben schwer machen: Zu wenig Nistmöglichkeiten, kein artgerechter Lebensraum und zu wenig Nahrung. Der Sperling ist ein Gebäudebrüter, d.h. er ist auf Nischen und Hohlräume an Bauwerken angewiesen. Die heutigen Gebäude auf dem Dorf oder in der Stadt weisen aus energetischen Gründen keine derartigen Nischen oder Hohlräume mehr auf. Naturnahe oder brachliegende Gebiete verschwinden immer mehr, offene Flächen werden versiegelt. Die städtischen Grünanlagen, aber auch unsere Gärten, sind zu aufgeräumt und bestimmt durch englischen Rasen, farbige Steinflächen und exotische Ziergehölze. Das eine wie das andere ökologisch wertlos. Hier leben keine Insekten mehr. Auch pflanzliche Nahrung findet sich immer weniger. Es gibt keine Pferdeäpfel mehr, Hühnerställe oder Nutzgärten sind nur noch selten anzutreffen. Der Spatz hat uns Menschen über Jahrtausende begleitet. Er hat wie kein anderer das Ortsbild in unseren Dörfern und Städten bestimmt. Wenn wir wollen, dass dieser Vogel weiterlebt, müssen wir jetzt etwas tun. Helfen würde den Spatzen, wenn wir in unseren Gärten und bei den Balkonbepflanzungen heimische Pflanzen verwenden würden. Hecken sind sehr hilfreich, da die Tiere sich darin gern zum Schutz zurückziehen. Der Verzicht auf Gift im Garten und in der Landwirtschaft wäre ein weiterer Schritt. Sperling baden gern im Wasser oder im Sand. Das Aufstellen einer derartigen Bademöglichkeit hilft den Vögeln sich von Parasiten zu befreien. Letztlich kann man am Haus künstliche Nisthilfen anbringen, die man so gestalten kann, dass eine Verschmutzung der Hauswand vermieden wird. Wer unserem Spatz helfen will, kann sich an uns wenden. Wir beraten Sie gerne.
Die Wildkatze - Wildtier des Jahres 2018 (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW09/2018)
Die Wildkatze, die auch in unserer Gegend einmal flächendeckend heimisch war, galt seit 1920 in Baden-Württemberg als ausgestorben. Grund dafür war der Lebensraumverlust durch die zunehmende Entwaldung, der verstärkte Ackerbau und die sich ausweitende Viehzucht. Außerdem wurde das Tier schon ab dem späten 17. Jahrhundert vom Menschen stark verfolgt. Nun gibt es gute Nachrichten. Die kleine Raubkatze breitet sich in Baden-Württemberg seit 2006 wieder aus und besetzt dabei auch Gebiete in unserer Nähe. Durch den Einsatz von Wildkameras und Lockstöcken konnte sie u.a. im Naturpark Stromberg-Heuchelberg festgestellt werden. Der jüngste Nachweis gelang 2015 bei Knittlingen, wobei eine überfahrene Katze untersucht wurde. Ein sehr interessanter Hinweis findet sich auch am 22.06.2013 in der Rhein-Neckar-Zeitung. Dort stand, dass jemand an einem Waldparkplatz auf Kraichtaler Gemarkung ein Kätzchen aufgelesen und es in das Tierheim nach Bruchsal gebracht hat. Dort vermutete man, dass das 16 Wochen alte Tier eine Wildkatze sein könnte. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg konnte dann durch eine genetische Untersuchung den Beweis antreten. Das Kätzchen war eine reinrassige Wildkatze. Sie wurde später in der Nähe des Fundortes wieder ausgesetzt. Die Wildkatze ist mit unserer Hauskatze verwandt. Sie ist größer als diese, lässt sich selten zähmen und bleibt auch in Gefangenschaft scheu. Ihre Grundfarbe ist ocker bis grau. Wie unsere Hauskatze ist sie getigert. Allerdings ist ihre Zeichnung weniger kontrastreich. Sie wirkt vor allem an den Flanken verwaschen. Deutlich sind auch die Unterschiede beim Schwanz. Während das Schwanzende bei unserer Hauskatze spitz ist und pinselartig ausläuft, hat die Wildkatze eine stumpfe, schwarze Schwanzspitze. Sie ist eine Einzelgängerin und lebt zurückgezogen in ihrem Revier. Vor allem in urwüchsigen Wäldern und in abwechslungsreichen Feld-Wald-Gebieten fühlt sie sich wohl. Da sie sehr scheu ist, streicht sie hauptsächlich in der Dämmerung oder nachts umher. Bewohnte Gebiete meidet sie. Ihr Revier ist zwischen 100 und 3000 Hektar groß. Sie ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, Vögeln, Fischen und Reptilien, schlägt aber auch gelegentlich einen Hasen. Im Winter, wenn die Nahrung knapp ist, frisst sie auch Aas. Von Januar bis März erstreckt sich die Paarungszeit, Ranzzeit genannt. In dieser Zeit sind beide Geschlechter viel und weit unterwegs, um sich zur Paarung zu treffen. Nach ca. 2 Monaten Tragzeit kommen zwei bis fünf Junge zur Welt. Die Katze versorgt ihren Nachwuchs alleine. Der Kuder ist nur bei der Paarung zur Stelle. Die Jungen versteckt sie in Baumhöhlen, unter Wurzeln, in Holzstapeln oder Reisighaufen und in verlassenen Dachs- oder Fuchsbauten. Die Sterblichkeitsrate bei dem Nachwuchs ist sehr groß, meist kommen nur ein bis zwei Kätzchen durch. Die zunehmende Ausbreitung der Wildkatze ist sehr erfreulich. Viel versprechend ist vor allem die Tatsache, dass es offenbar Bestände in unserer unmittelbaren Nähe gibt. Damit sie sich hier wieder dauerhaft ansiedelt kann, sind allerdings eine naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder und eine bessere Vernetzung ihrer Lebensräume erforderlich.
Das Eichhörnchen - Tollkühner Kletterkünstler (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW07/2018)
Hiermit möchten wir Ihnen einen weiteren beliebten Vertreter unseres heimischen Wildtierbestands etwas näherbringen, das Eichhörnchen. Dieses tagaktive Nagetier erreicht eine Kopf-Rumpf Länge von etwa 20-25 cm. Dazu kommt noch sein buschiger Schwanz mit ca. 15-20 cm Länge, der sowohl als Steuer-und Balanceruder als auch der Kommunikation mit Artgenossen dient. Weiterhin wird der Schwanz zur Thermoregulation genutzt, da er ein zusammengerollt liegendes Eichhörnchen komplett bedecken kann. Im Schnitt wiegen Eichhörnchen zwischen 200 – 400 gr. und werden bis zu 10 Jahre alt. Die Fellfarbe der Eichhörnchen gibt es in allen Nuancen von Hellrot bis schwärzlichem Braun, nur der Bauch bleibt immer weiß. Die genetisch bedingte Farbe ist von Umwelteinflüssen wie beispielsweise dem Klima abhängig. In höher gelegenen Nadelwäldern sind die dort lebenden Tiere eher dunkel gefärbt als in den Laubwäldern des Flachlandes. Grund dafür ist die bessere Tarnung vor Feinden. In Mitteleuropa sind Eichhörnchen in der Regel rötlich bis dunkelrot. Als Kulturfolger des Menschen sind die putzigen Pelztiere auch häufig in städtischen Gärten und Parkanlagen anzutreffen, denn hier finden sie meist bessere Lebensbedingungen als in fortwirtschaftlich geprägten Wäldern vor. Sie leben vor allem von energiereichen Früchten und Samen wie z.B. denen von Buche, Eiche, Kiefer, Ahorn und Fichte, aber auch Kastanien und Nüssen. Um eine regelmäßige Verfügbarkeit dieser Kost zu gewährleisten, benötigen sie einen differenzierten Baumbestand in Bezug auf Alter und Art der Bäume. Weiterhin verschmähen Eichhörnchen aber auch Knospen, Blüten, Pilze und andere pflanzliche Nahrung nicht. Bei nicht ausreichendem oder zu einseitigem Nahrungsangebot kann es vorkommen, dass sie als Beutegreifer auch Jungvögel oder Eier aus deren Nestern rauben, das sind jedoch Ausnahmefälle. In der freien Natur bewohnen sie Reviere von etwa 2 – 5 Hektar Größe, allerdings kann ihr gesamter Aktionsradius viele Dutzend Hektar umfassen. Eichhörnchen haben sich mit Ihren auffallend großen Füßen, an denen sich starke Krallen befinden, perfekt an ihre Lebensweise angepasst. Mit einem Sprung können die Tiere leicht Entfernungen von vier bis fünf Metern überbrücken, wegen ihres geringen Gewichts wagen sie sich auch auf sehr dünne Zweige. Dabei bewegen sie sich stets springend vorwärts und sind damit jedem Verfolger überlegen. Auch auf dem Boden bewegen sie sich in Sprüngen fort, daher sind sie dort relativ langsam und können leicht von Hunden und Katzen gegriffen werden. Darüber hinaus erlaubt die außergewöhnliche Anatomie der Sprunggelenke, dass sie ihre Füße um 180 Grad nach hinten drehen können, was ihnen ein sicheres Kopf-abwärts-Klettern an Bäumen und Fassaden ermöglicht. Zum Schlafen und Ruhen bauen Eichhörnchen Nester, die Kobel genannt werden. Dabei handelt es sich um hohlkugelförmige Bauten, die in der Regel in einer Astgabel oder an der Basis eines Astes in Höhen über sechs Metern platziert werden. Der Außendurchmesser eines Kobels beträgt etwa 30 bis 50 cm, während der Innendurchmesser bei 15 bis 20 cm liegt. Er wird aus Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet und innen mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert. Er ist beinahe wasserdicht und durch die dicke Wandstärke bietet er im Winter einen ordentlichen Wärmeschutz. Diese Nester besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, wobei eines davon immer nach unten weist, weil Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten in ihre Behausung gehen. Eichhörnchen bauen bis zu etwa acht solcher Kobel und nutzen diese auch gleichzeitig. Dabei wird unterschieden zwischen Schlafkobeln für die Nacht und Schattenkobeln für Ruhephasen am Tage. Einzelkobel beherbergen nur einen Benutzer, sogenannte Wurfkobel die Mutter samt Nachwuchs. Das Eichhörnchen ist ganzjährig aktiv, es hält also keinen echten Winterschlaf. Allerdings kann es in strengen Wintern verminderte Aktivität zeigen, bei der es das Nest nicht verlässt. In diesem Fall spricht man von Winterruhe. In sehr warmen Sommern halten sie in ihren Kobeln einen ausgiebigen Mittagsschlaf, an heißen Tagen streifen sie dann nur sehr früh am Morgen oder am Abend umher, um sich mit Nahrung zu versorgen. Paarungen finden ab etwa Dezember/Januar bis in den Sommer hinein statt. Männchen riechen paarungsbereite Weibchen auf über anderthalb Kilometer Entfernung, allerdings sind die Weibchen die treibende Kraft bei der Vermehrung. Sie entscheiden auch, welches Männchen nach tagelanger Werbung zum Zug kommt. Nach ca. 38 Tagen Trächtigkeit kommen zwei bis fünf jeweils etwa zehn Gramm schwere Junge zur Welt, um die sich die Mutter die folgende Zeit alleine kümmert. Die ersten Fellhaare sprießen ab dem achten Lebenstag, mit 32 Tagen öffnen sich die Augen der Jungtiere. Mit frühestens zwölf Monaten wird der Nachwuchs selbst geschlechtsreif. Das erste Jahr überlebt nur etwa jedes vierte oder fünfte Junge, was vor allem an Fressfeinden wie dem Habicht und dem Baummarder liegt. Über die Bestandssituation der Eichhörnchen weiß man eher wenig, ihre Zahl schwankt in Abhängigkeit des Nahrungsangebotes. Bis in 60er-Jahre gab es noch deutlich größere Bestände als heute. Eine schlechtere Waldqualität und die Landschaftsverinselung könnten zum Rückgang der Eichhörnchen beigetragen haben. Positive Bestandstrends in Süddeutschland führt man auf hohe Fuchszahlen zurück, da diese den Marderbestand in Grenzen halten.
Was machen unsere Wildtiere im Winter (Artikelserie in den Östringer Stadtnachrichten KW48/2017 - KW04/2018)
Draußen in der Natur ist es jetzt merklich ruhiger geworden. Vorbei sind das Zwitschern der Vögel, das Zirpen der Grillen oder das Quaken der Frösche. Vereinzelt hören wir die Rufe der Rabenkrähen oder der Elstern im Dorf. Ein reges Leben sehen wir aber nur noch an unseren Futterhäuschen, wo wir nun viele Vögel beobachten können. Wo sind aber die anderen Tiere und wie verbringen diese die kalte Jahreszeit? Die Antwort darauf ist vielfältig. Sie hängt von den einzelnen Tierklassen ab und unterscheidet sich auch hier teilweise von Art zu Art. Wir wollen bei unseren hier lebenden Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien, Fischen und Insekten dieser Frage nachgehen. Da wir natürlich nicht jedes Tier behandeln können, beschränken wir uns auf die bekanntesten Vertreter. Die Säugetiere behalten entweder ihren Lebensrhythmus bei oder sie begeben sich in eine Winterruhe oder sie halten einen Winterschlaf. Die Rehe, die Wildschweine, die Feldhasen, die Füchse, die Marder und die Mäuse trotzen dem Winter. Aufgrund der harten Witterungsbedingungen und der Nahrungsknappheit müssen sie oft ums Überleben kämpfen. Recht unbeeindruckt zeigen sich hierbei die Feldmäuse, die auch unter einer Schneedecke sehr aktiv unterwegs sind. Einen Winterschlaf halten z.B. die Fledermäuse, die Igel, die Feldhamster und die Siebenschläfer. Dabei ziehen sie sich in eine frostfreie Umgebung zurück und verschlafen den größten Teil des Winters. Fledermäuse finden wir hier in natürlichen Höhlen, Nischen oder Dachstühlen. Der Igel sucht Unterschlupf unter Laub- oder Reisighaufen, der Feldhamster schläft in seinem unterirdischen Bau und die Siebenschläfer besetzen oft die Nistkästen der Vögel. Alle senken ihre Körpertemperatur und den Herzschlag drastisch ab und atmen nur noch wenig, um Energie zu sparen. Der Igel z.B. verlangsamt seine Atmung von 50 Atemzügen in der Minute auf nur zwei. Das Herz schlägt statt 200-mal nur noch 5-mal in der Minute. Die Körpertemperatur geht von 36 Grad auf 8 bis 1 Grad zurück. Der Schlaf wird ab und zu, aber nur kurz unterbrochen, um die Schlafposition zu wechseln oder Kot und Urin abzusetzen. Eine Nahrungsaufnahme erfolgt hierbei allerdings nicht. Die Dauer des Winterschlafs ist sehr unterschiedlich. Während der Igel nur drei bis vier Monate inaktiv ist, verschläft der Siebenschläfer sechs bis sieben Monate. Im Gegensatz zum Winterschlaf halten z.B. der Dachs, das Eichhörnchen und der Maulwurf nur eine Winterruhe. Sie senken hierbei ihre Vitalfunktionen nicht so stark ab, wie beim Winterschlaf. Sie erwachen häufiger und begeben sich hierbei auch auf Nahrungssuche. Jeder kennt bestimmt das Bild von einem Eichhörnchen, das im Winter in schnellen Bewegungen suchend über den Schnee hüpft, um dann eine versteckte Nuss auszugraben. Was die Tiere genau zu ihrem Winterschlaf oder zur Winterruhe veranlasst und zu welchem Zeitpunkt sie wieder aktiv werden, ist nicht vollständig erforscht. Es liegt wohl an der „inneren Uhr“, der hormonellen Umstellung und der Tageslänge, die die Tiere zu dieser Umstellung bewegt. Die Temperaturen oder das Nahrungsangebot sind hierbei kein wesentliches Kriterium. Das Aufwachen könnte an einer zunehmenden Anreicherung von Stoffwechselendprodukten oder an den ausgehenden Energiereserven liegen.
Wie die Säugetiere, können auch die Vögel ihre Körpertemperatur unabhängig von den Außentemperaturen konstant aufrechterhalten. Warum verlassen uns dennoch viele Arten im Herbst und begeben sich auf eine gefährliche Wanderung? Das liegt primär nicht an den fallenden Außentemperaturen, sondern an dem mangelnden Futterangebot. Das zeigt sich sehr deutlich beim Mauersegler. Er ist ein kurzer Gast, verweilt er doch nur ca. 3 Monate bei uns. Fast die ganze Zeit verbringt er dabei in der Luft. Hier ist er auf den Fang von allerlei Insekten spezialisiert. Er fliegt mit geöffnetem Schnabel und fischt das Insektenplankton, das in der Luft schwebt, ab. Wenn das Insektenvorkommen aufgrund der fallenden Temperaturen weniger wird, verlässt er uns und zieht in wärmere Regionen. Ähnlich verhält es sich auch bei den Schwalben. Aber auch andere Vögel, die auf tierische Nahrung angewiesen sind, wie z.B. der Haus- oder Gartenrotschwanz, die Nachtigall, der Kuckuck oder der Storch ziehen aus diesem Grund in den Süden. Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass viele Vögel, die an unsere Futterhäuschen kommen, eigentlich Insektenfresser sind. Dazu gehören z.B. die Meisenarten und das Rotkehlchen. Diese Vögel können ihr Verdauungssystem umstellen, so dass sie sich über Winter auch mit pflanzlicher Nahrung ernähren können. Wenn im Frühjahr dann wieder Insekten vorhanden sind, stellen sie sich wieder auf tierische Nahrung um. Es gibt aber auch Vögel, wie z.B. die Amsel, die das ganze Jahr sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Für sie gibt es keine Umstellungsprobleme. Die größte Gruppe, die den Winter bei uns verbringt und nicht wegzieht, sind die Körnerfresser. Sie ernähren sich das ganze Jahr überwiegend von pflanzlicher Kost. Hierzu gehören z.B. der Buchfink, der Grünfink, der Distelfink und der Haussperling. Oft sehen wir an unseren Futterstellen Gäste aus dem Norden, wie z.B. den Bergfink oder auch den Dompfaff. Das knappe Nahrungsangebot in den verschneiten nordischen Regionen zwingt sie, in südlichere Lagen zu wechseln, wo sie noch ausreichend Futter finden. Wie sehr dieses Futterangebot das Zugverhalten der Tiere beeinflusst, zeigt sich bei der Wanderung der Störche oder der Rotmilane. Obwohl die Störche normalerweise bis nach Afrika fliegen, rasten sie inzwischen überaus lange in Spanien, wo es aufgrund von zahlreichen Müllkippen ausreichend Nahrung gibt. Wie aber widerstehen auch die kleinsten Vögel den kalten Temperaturen? Wie oben bereits erwähnt, gehören Vögel zu den gleichwarmen Tieren. Ihre Körpertemperatur ist daher unabhängig von der Außentemperatur zwischen 38 und 42 Grad konstant. Zudem können sie ihr Gefieder aufplustern, so dass ihr ganzer Körper eine kugelige Form annimmt. Dadurch verlieren sie weniger Wärme, da diese Kugelform im Vergleich zur normalen Körperstatur eine kleinere Oberfläche aufweist. Zusammen mit dem Untergefieder und den Deckfedern hält dieses System warm wie eine Daunenjacke. Was ist aber mit den Füßen? Bekommen die Vögel keine kalten Füße oder warum friert eine Ente nicht auf dem Eis fest? Die Vögel haben kalte Füße, aber das stört sie nicht. Im Gegenteil, diese kalten Füße sind notwendig! Hätte die Ente warme Füße, würde das Eis unter ihren Füßen zunächst antauen, dann wieder gefrieren und letztlich würde sie dadurch festfrieren. Wir kennen diesen Vorgang, wenn wir mit warmen Händen eine gefrorene Tiefkühlpackung aus der Gefriertruhe holen. Die Finger kleben fest. Wie können aber die Füße der Ente kalt sein, dabei gut durchblutet werden und beim ständigen Stehen auf dem Eis nicht abfrieren? Das liegt an dem so genannten Wundernetz. Bei den Vögeln liegen in den Beinen die Arterien und die Venen parallel und sehr nahe beieinander. Das zufließende und das abfließende Blut funktionieren dabei wie ein Wärmetauscher. Das vom Herzen kommende warme Blut in der Arterie wird im Bein kurz vor dem Eintritt in den Fuß durch das zurückfließende kalte Blut in der Vene abgekühlt. Dadurch fließt praktisch frisches, aber kaltes Blut in den Fuß. Das zurückfließende kalte Blut in der Vene wird dagegen nach dem Austritt aus dem Fuß durch das Vorbeifließen an dem warmen Blut der Arterie angewärmt. Damit fließt das verbrauchte kalte Blut aus dem Fuß warm zum Herzen zurück. Letztlich bleibt dadurch der Fuß kalt, wird aber trotzdem ständig mit frischem Blut versorgt. Nachdem wir uns in den letzten Artikeln mit der Frage befasst haben, wie unsere einheimischen Säugetiere und Vögel über den Winter kommen, wollen wir uns heute mit den Amphibien beschäftigen. Dazu gehören die Frösche, Kröten, Salamander, Molche und Unken.
Die Bezeichnung Amphibien leitet sich von dem griechischen Wort amphibios = doppellebig ab. Gemeint ist damit, dass diese Tiere zwei Entwicklungsstufen durchlaufen. Sie entwickeln sich vom Ei im Wasser über die dort lebende Larve. Diese durchläuft eine Metamorphose und entwickelt sich zu einem lungenatmenden Tier, das dann außerhalb vom Wasser leben kann. Die Amphibien sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass ihre Körpertemperatur mit der Umgebungstemperatur schwankt. Eine eigene stabile Körpertemperatur können sie somit nicht aufrechterhalten. Damit ist leicht vorstellbar, dass sich bei fallenden Temperaturen auch die Lebensvorgänge verlangsamen, bis sie letztlich in eine Winterstarre verfallen. Unbeweglich und scheinbar tot, können wir sie so im Winter z.B. unter dem Eis am Grund eines Teiches beobachten. Bevor dieser Zustand eintritt, müssen die Tier vorsorgen. Im Herbst ist ein großes Nahrungsangebot erforderlich, damit die Tiere sich Reserven anlegen können. Gerade die Jungtiere sind daher oft noch spät im Herbst aktiv. Da die Amphibien im Zustand der Winterstarre völlig schutzlos sind, müssen sie sich ein geeignetes Winterquartier suchen. Dieses muss in erster Linie frostfrei sein und zudem Schutz vor Feinden bieten. Hierzu eignen sich z.B. verlassene Bauten von Mäusen, der Wurzelbereich von Bäumen, Erdlöcher, Fels- oder Mauerspalten, Hohlräume unter der Erde oder unter Steinen, Keller, Schächte usw. Einige Arten graben sich aber auch in den Schlamm am Grund von Teichen und Bächen ein. Wie lange die Winterstarre dauert, hängt von der Art, aber auch von der Temperatur, der geografischen Lage und den lokalen Umständen ab. Normalerweise umfasst es die Zeit von Mitte Oktober bis Mitte März. Die Tiere fahren im Zustand der Starre ihren Stoffwechsel herunter. Um Energie zu sparen, werden alle Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert. Einige Arten, die sich in den Schlamm am Grund eines Gewässers eingraben, zeigen eine Besonderheit. Da sie zum Atmen immer wieder auftauchen müssten, können sie ihre Lungenatmung auf eine Hautatmung umstellen. Bei dem geringen Stoffwechsel reicht dann die Aufnahme des im Wasser enthaltenen Sauerstoffs über die Haut aus. Was passiert nun aber, wenn im Winterquartier die Temperatur wider Erwarten unter Null Grad fällt? Da in diesem Zustand die Gefahr besteht, dass die Flüssigkeit in den Körperzellen gefriert, haben die Tiere einen Schutzmechanismus entwickelt. Fast alle wechselwarmen Tiere können ihre Körperflüssigkeiten mit Glycerin anreichern. Dieses biologische Frostschutzmittel verhindert dann ein Gefrieren. Kurzfristig können damit Perioden bis minus 5 Grad überstanden werden. Wenn die Temperaturen zwischendurch milder werden, steigert das wieder die Aktivität der Tiere. So kann es beim Grasfrosch auch schon im Januar unter dem Eis zu Paarungen kommen oder man sieht ihn im Frühjahr bei Schneefall und Wassertemperaturen von ein bis zwei Grad sein Froschkonzert auf der Suche nach einem Weibchen anstimmen. Kriechtiere gehören auch zu den wechselwarmen Tieren. Allerdings haben sie im Gegensatz zu den Amphibien eine trockene mit Hornschuppen durchsetzte Haut, sie lieben die Wärme und bevorzugen trockene warme Gebiete. Während die Amphibien in ihrer Entwicklung eine Metamorphose vom Ei, über die Larve zum voll entwickelten Tier durchlaufen, schlüpfen die Reptilien in der Regel aus einem Ei in ihrer endgültigen Form. Zu den Kriechtieren gehören die Echsen, die Schlangen, die Schildkröten und die Krokodile. In unserer Gegend können wir hauptsächlich nur die Zauneidechse, die Blindschleiche und eventuell die Ringelnatter antreffen. Vielfach wird die Blindschleiche dem Erscheinungsbild nach den Schlangen zugeordnet. Sie gehört aber zu den Echsen, was man vor allem an den beweglichen Augenlidern erkennen kann. Da die Kriechtiere wie die Amphibien wechselwarm sind, ähneln sich ihre Verhaltensweisen, wenn sie sich auf den kommenden Winter vorbereiten. Auch sie fressen sich im Herbst Fettreserven an und werden träge, wenn die Außentemperaturen fallen. Dann ziehen sie sich in einen Unterschlupf zurück, der im Winter frostfrei bleibt und Schutz vor Feinden bietet. Hierbei bieten sich verlassene Nagerbauten ebenso an wie Baumstümpfe, Steinhaufen und Natursteinmauern etc. Einige Arten graben sich auch in der Erde ein. Im Gegensatz zu den Amphibien können sie sich nicht auf eine Hautatmung umstellen und auch kein eigenes Frostschutzmittel bilden. Ein frostfreier Unterschlupf ist daher unbedingt notwendig. Für die Zauneidechse sind schon Temperaturen unter 3 Grad kritisch. Wenn die Temperaturen unter Null Grad sinken, bildet sich das Wasser in ihren Zellen zu Eiskristallen, die die Zellwände zerstören. Das bedeutet den sicheren Tod. Die Tiere ziehen sich, wenn es im Oktober kühler wird, zurück und fallen in eine Winterstarre. Hierbei fahren auch sie ihren Stoffwechsel auf das absolute Minimum herunter, um möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Wenn Ende März/Anfang April die Temperaturen steigen, kommen sie wieder hervor. Dann können wir die Zauneidechse wieder beobachten, wie sie ihren trägen Körper in der Sonne aufwärmt und scheinbar wie wir die ersten warmen Sonnenstrahlen genießt. Wie die Amphibien oder die Reptilien sind auch die Fische wechselwarme Tiere, die keine eigene konstante Körpertemperatur aufrechterhalten können. Wird das Wasser im Winter kälter, fällt auch ihre Körpertemperatur, ihre Bewegungen verlangsamen sich und sie fahren ihren Stoffwechsel herunter. Ein Karpfen, dessen Herz im Normalfall ca. 130-mal in der Minute schlägt, reduziert seine Herzfrequenz im 4 Grad kalten Wasser auf 3 bis 6 Schläge in der Minute. Er fällt hierbei in eine Art Starre, bewegt sich kaum und nimmt keine Nahrung auf. Was passiert aber, wenn es so kalt wird, dass ein See an der Oberfläche zufriert? Wie kalt ist dann das Wasser am Grund des Gewässers und besteht die Gefahr, dass die Fische einfrieren? Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, müssen wir uns mit der Anomalie des Wassers beschäftigen. Bei Temperaturveränderungen reagiert Wasser anders als andere Flüssigkeiten. Wasser hat bei 4 Grad sein kleinstes Volumen und seine größte Dichte. Wird es kälter nimmt seine Dichte ab und sein Volumen weitet sich aus. Daher platzt auch eine Wasserflasche im Gefrierfach. Was passiert nun genau in unserem See, wenn es kälter wird?
In der wärmeren Jahreszeit ist es im See am Grund am kältesten und an der Oberfläche am wärmsten. Das kennen wir vom Baden. Im Winter ist es genau umgekehrt. Durch die fallenden Temperaturen kühlt sich das Oberflächenwasser ab. Wenn es schließlich 4 Grad erreicht hat, ist es am schwersten und sinkt auf den Grund. Bei einer weiteren Abkühlung nehmen die Dichte und damit das Gewicht aber wieder ab. So sinkt Schicht für Schicht nach unten und lagert sich aufeinander, bis sich schließlich an der Oberfläche bei 0 Grad Eis bildet. Da das Eis leichter als Wasser ist, schwimmt es oben. Diese Eisschicht hat nun auch einen isolierenden Charakter. Sie schirmt die Kälte ab. Im Normalfall wird es am Boden eines Sees nicht kälter als 4 Grad. Sinken die Temperaturen nun weiter, vergrößert sich theoretisch die Eisschicht bis der ganze See auf den Grund zugefroren ist. Praktisch kann das bei uns nur bei niedrigen Gewässern oder bei Teichen in den Gärten passieren, wenn die Tiefe weniger als 80 Zentimeter beträgt. Bei fließenden Gewässern ist die Gefahr des Zufrierens kaum gegeben. Dort bewegen sich die Wassermoleküle stärker, wodurch die Bildung von Eiskristallen erschwert wird. In der eisfreien Schicht am Boden überwintern nun die Fische. Aal, Schleie und Wels graben sich im Boden ein. Barsch, Zander und Hecht ziehen gemächlich am Grund umher, Karpfen und viele Weißfische verharren in einer Winterstarre. Für die Fische kann diese Situation auf Dauer trotzdem problematisch werden, da das Wasser durch die isolierende Eisschicht keinen Sauerstoff aufnehmen kann. Gerade wenn die Teiche klein sind und sich viele gärende Pflanzenstoffe am Boden abgelagert haben, kann der Sauerstoff knapp werden und es besteht die Gefahr, dass die Fische ersticken. In Fließgewässern sind die Wassertemperaturen und der Sauerstoffgehalt höher. Forellen und Äschen sind daher dort auch im Winter relativ aktiv.
Da die Insekten zu der artenreichsten Klasse der Tiere gehören und wir daher nur einige Arten beschreiben könnten, erscheint es sinnvoller, sich direkt mit den vorkommenden Überlebensstrategien zu befassen. Im Wesentlichen zeigen sich vier Formen: Die Insekten bleiben wachen und reduzieren hierbei ihre Aktivität, sie fallen in eine Winterstarre, sie sterben im Spätherbst oder sie ziehen wie die Zugvögel in den warmen Süden. Zu den Tieren, die aktiv bleiben, gehören die Ameisen und die Honigbienen. Die Ameisen ziehen sich in ihrem Hügel tiefer in den Boden zurück. Bei frostfreien Temperaturen bewegen sie sich dann so wenig wie möglich. Die Honigbienen versammeln sich in ihrem Bienenstock zu einem kugeligen Gebilde, der Wintertraube. Durch Muskelzittern erzeugen sie Wärme, so dass es im Stock ca. 20 Grad warm bleibt. Sie ernähren sich in dieser Zeit von ihrem Honig oder der Nahrung, die ihnen der Imker anbietet. Was machen sie aber, wenn sie aufs Klo müssen? Da sie den Stock nicht verschmutzen wollen, aber auch nicht nach draußen können, sammeln sie den ganzen Kot in der Kotblase, die im Laufe des Winters dann fast den ganzen Hinterleib ausfüllt. Da die Insekten zu den wechselwarmen Tieren gehören, müssen sich die Arten, die nicht aktiv bleiben einen geschützten Platz suchen. Sie verkriechen sich z.B. in Holzspalten, Baum- oder Erdlöchern, in Mauerritzen oder in Pflanzenteilen. Dabei ist ihnen alles Recht, was Schutz bietet. Viele Arten ziehen sich auch in unsere Keller, Garagen, Scheunen, Dachböden etc. zurück. Dort reduzieren sie ihren Stoffwechsel, fallen in eine Winterstarre und erwachen im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder ansteigen. Einige Tiere überwintern hierbei nicht alleine, sondern in Scharen, wie die Marienkäfer. Andere überstehen den Winter in verschiedenen Entwicklungsstadien. Schmetterlinge z.B. können als Falter, als Puppe, als Raupe oder als Ei überwintern. Als Falter überwintern dabei nur 6 von ca. 180 Falterarten in Deutschland. Sie können in ihrem Körper Glycerin als Frostschutzmittel bilden. Mit dieser Hilfe kann z.B. der Zitronenfalter, den man manchmal im Freien an einem Ast scheinbar erfroren vorfindet, den Winter überstehen. Es gibt aber auch Arten, die bereits vor Eintritt des Winters sterben. Hierzu gehören z.B. die Hummeln, die Wespen und die Libellen. Bei den Hummeln und Wespen beginnt das große Sterben im Oktober. Alle Tiere eines Volkes sterben, nur die Jung-Königinnen überleben und suchen sich ein sicheres Versteck. Da sie sich zuvor mit den männlichen Tieren gepaart haben und den Samen konservieren können, sind sie im Frühjahr in der Lage wieder ein neues Volk zu bilden. Die erwachsenen Libellen sterben im Herbst. Zuvor haben sie ihre Eier im Wasser abgelegt. Die ausgeschlüpften Larven überwintern in einer Winterstarre im Wasser. Bei den Schmetterlingen gibt es eine unglaubliche Erscheinung. Sie fliegen wie die Zugvögel in den Süden. Zu den bekanntesten Wanderfaltern gehören der Admiral und der Distelfalter. Es ist kaum vorstellbar, dass diese fragilen Wesen zu einem Flug über die Alpen im Stande sind. Etwa im April wandern die Falter zu uns ein und pflanzen sich hier fort. Die sich hier entwickelnde Generation fliegt dann im Herbst wieder zurück in ihr Winterquartier in Südeuropa. Da sie sich dort wieder fortpflanzen, kommen praktisch im nächsten Jahr die Enkel unserer Sommerfalter wieder zu uns zurück.
Der Vogel des Jahres 2018 - Ein echter "Star" (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW44/2017)
Wie wir bereits in der vorletzten Ausgabe kurz berichtet hatten, wurde der Star kürzlich zum Vogel des Jahres 2018 gewählt. Grund genug, um Ihnen dieses beeindruckende Tier etwas näher vorzustellen. Die zur Gattung der Sperlingsvögel gehörenden Stare sind eine der artenreichsten Familien der Singvögel, aber durch vom Menschen verursachte Veränderungen im Ökosystem ist auch ihr Vorkommen rückläufig. Der Star steht deshalb seit 2015 in Deutschland auf der „Roten Liste“, das heißt sein Bestand wird als gefährdet eingestuft. Schätzungen zufolge leben in Deutschland noch ca. 2,8 – 4,5 Mio. Brutpaare, das ist etwa zehn Prozent der europäischen Population. Er ist in Deutschland flächendeckend verbreitet, in unseren Baden-Württembergischen Streuobstgebieten ist er jedoch besonders häufig vertreten. Mit einer Körperlänge von knapp über 20cm ist er etwas kleiner als eine Amsel, und hat ihm Vergleich zu Ihr auch einen deutlich kürzeren Schwanz. Sein Aussehen verändert sich im Jahresverlauf. Während der Mauser im Frühjahr trägt er sein sogenanntes Prachtkleid, er ist dann insgesamt eher schwärzlich gefärbt mit metallischem Glanz und gelbem Schnabel. Außerhalb der Mauser trifft man ihn im Schlichtkleid an, seine Körperfedern haben dann weiße bis beigefarbene Spitzen, wodurch sein ganzer Leib hell gepunktet wirkt. Sein Schnabel ist während dieser Zeit dunkel. Sowohl im Aussehen als auch in der Größe gibt es zwischen den weiblichen und den männlichen Tieren keinen großen Unterschied. Während sich der Allesfresser im Frühling auf Insekten und Wirbellose wie z.B. Würmer oder Schnecken als Futterquelle konzentriert, steht in den Sommermonaten, zum Leidwesen vieler Weinbauern, eher pflanzliche Kost in Form von Beeren und Früchten auf seinem Speiseplan. Der Großteil des deutschen Staren-Bestands fliegt als Teilzieher in den Mittelmeerraum und Nordafrika, um dort zu überwintern. Zwischen 2,5 – 8% bleiben jedoch als Standvögel während der kalten Jahreszeit in unseren Gefilden, wo sie dann an von Menschen bereitgestellten Futterstellen anzutreffen sind und vorrangig Nüsse sowie Weichfutter vertilgen. Die Nahrungssuche erfolgt überwiegend am Boden, wobei sich der Star im Gegensatz zur Amsel aber eher schreitend als hüpfend fortbewegt. Ab Anfang März beginnen die Männchen mit der Balz, während der sie dann von einem erhöhten Standort aus den Staren-Weibchen der näheren Umgebung mit ihrem Gesang und aufgeregtem Flügelschlag imponieren wollen. Nach erfolgreicher Partnersuche bezieht das Brutpaar seine Nisthöhle, die das Männchen zuvor mit grobem Nistmaterial wie zum Beispiel trockenen Blättern und Halmen gefüllt hat. Dies geschieht aber nur nachdem die Behausung vom Weibchen als geeignet befunden wurde, es verbessert dann anschließend noch das Innere der Brutstätte mit feinerem Pflanzenmaterial und Kräutern. Bei der Auswahl der Brutplätze sind Stare nicht sonderlich wählerisch, sowohl Baumhöhlen, Felsspalten, Dachgauben, an Gebäuden angebrachte Starenkästen oder andere geeignete Hohlräume im Siedlungsbereich des Menschen werden von ihm gerne angenommen. Ab Anfang April brütet dann das Weibchen allein die etwa 4-6 hellgrünen bis hellblauen Eier aus. Dabei beträgt die Brutdauer ca. 12-13 Tage, die anschließende Nestlingsdauer knapp 3 Wochen. Solange der Nachwuchs sich noch im Nest befindet, wird er von beiden Eltern mit Nahrung versorgt. Stare haben 1-2 Jahresbruten, Ihre Brutzeit endet für gewöhnlich im Juli. Stare sind sehr soziale Tiere und bewegen sich ganzjährig in Trupps, sogar bei der Nahrungssuche. Auch die ab etwa Mitte Juni selbstständig gewordenen Jungvögel bilden sofort Schwärme, speziell in den nahrungsreicheren Gebieten. Anfang September beginnen die Stare damit, sich zu sammeln und Ihren Flug nach Süden vorzubereiten. Bis zum Abflug vergrößert sich die Größe des Schwarms dabei kontinuierlich. Einem solchen Schwarm beim Flug zuzuschauen dürfte für jeden Tierfreund ein besonderes Schauspiel darstellen. Die Tiere bewegen sich dabei mit einer unglaublichen Präzision und derart synchron, dass sie auch bei plötzlichen Richtungswechseln nicht mit ihrem Nebenmann kollidieren. Einer der Vorteile dieser Schwarmflüge ist der Schutz innerhalb der Gemeinschaft. Je größer die Gruppe ist, desto schwieriger wird es für Greifvögel, sich auf ein einzelnes Ziel zu fokussieren. Der tatsächliche Wegzug ins Winterquartier erreicht Mitte Oktober seinen Höhepunkt und ist bis etwa Mitte November weitestgehend abgeschlossen. Der Heimzug beginnt beim Star bereits Anfang Februar, er gehört somit zu den frühesten Rückkehrern. Kurz nach seinem Eintreffen beginnt er dann mit der bereits weiter oben beschriebenen Balz, womit sich sein Jahreskreislauf schließt. Ein weiteres Merkmal, was den Star von den anderen heimischen Singvögeln unterscheidet, ist sein außergewöhnlich großes Talent, Tierstimmen und Laute zu imitieren. Gerne ahmt er dabei den Ruf eines Bussards oder den des Kiebitzes nach, aber auch das Bellen von Hunden oder das Dröhnen von Rasenmähern nachzumachen ist für ihn kein Problem. Neuerdings gehören auch Klingeltöne von Mobiltelefonen zu seinem Repertoire. Wenn Sie interessante Bild-, Ton- oder Videoaufnahmen von heimischen Staren zu Hause haben, die Sie gerne mit uns teilen möchten, würden wir uns über eine Kontaktaufnahme sehr freuen.
Winterfütterung unserer Singvögel (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW43/2017)
Der Oktober hat uns auch dieses Jahr mit sommerwarmen Tagen verwöhnt. Darüber dürfen wir aber nicht vergessen, dass nach dem Kalender der Herbst schon im September Einzug gehalten hat. Auch die Natur zeigt uns deutlich, dass wir uns in dieser neuen Jahreszeit befinden. Zahlreiche Vögel haben sich schon auf ihre Wanderungen in die Winterquartiere gemacht. Viele Vogelarten, die wir den Sommer über wenig gesehen haben, wie z.B. das Rotkehlchen, kommen wieder in unsere Gärten zurück und suchen dort intensiv nach Futter. Die Vögel brauchen jetzt unsere Hilfe, da die Insektenfresser ihre Nahrung auf Sämereien umstellen und insgesamt für alle Körnerfresser das natürliche Futter knapp ist. Die tägliche Nahrungsaufnahme ist für unsere kleinen gefiederten Freunde lebensnotwendig. Sie haben einen wesentlich intensiveren Stoffwechsel als Säugetiere und brauchen viel Fett als Energieträger. Forschungen haben gezeigt, dass die Nahrung bereits nach 15 Minuten im Dünndarm ist. Schon nach 20-30 Minuten verlässt sie wieder den Enddarm. Je kleiner der Vogel ist, umso größer ist im Verhältnis auch sein Nahrungsbedarf. Bereits nach 12 Stunden ohne Nahrung sinkt der Blutzuckergehalt eines Singvogels um die Hälfte! Er muss nach einer kalten Nacht morgens bald seine Depots wieder auffüllen, sonst kann das schnell seinen Tod bedeuten. Für eine aufwendige Nahrungssuche bleibt hier keine Zeit. Der Natur- und Vogelschutzverein betreut in und um Odenheim zahlreiche Futterstellen. Damit folgen wir einer langen Tradition, denn bereits im späten 19. Jahrhundert wurde die Winterfütterung in Deutschland in Büchern erwähnt. Wir haben jetzt mit der Winterfütterung begonnen und würden uns freuen, wenn auch Sie unseren Vögeln nun Futter anbieten würden. Dabei gilt es aber einige wichtige Regeln zu beachten:
Die Futterstelle sollte in ausreichendem Abstand zu Glasflächen, an einer übersichtlichen Stelle und offen zugänglich aufgestellt werden. Es empfiehlt sich, nur solche Futterhäuschen zu verwenden, die so gebaut sind, dass die Vögel nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot verschmutzen können. Weiter ist ein Schutz gegen Schnee und Regen erforderlich. Nasses Futter ist eine Keimstelle, verdirbt schnell oder vereist. Am besten geeignet sind Futterhäuschen, die nach dem Prinzip von Futtersilos aufgebaut sind. Als Futter können sie Sonnenblumenkerne oder eine Futtermischung verwenden. Für Weichfutterfresser sollten Sie darüber hinaus Meisenknödel, Rosinen, Haferflocken oder Äpfel anbieten. Keinesfalls darf man menschliche Lebensmittel, wie Brot, Wurst etc. verfüttern. Letztlich sollte man die Futterstelle regelmäßig reinigen, damit keine Keime entstehen. Auch auf dem Boden unter dem Futterhäuschen ist Sauberkeit erforderlich, will man nicht Mäuse oder Ratten anlocken. Wenn Sie in der Nähe Ihres Futterhäuschens noch eine Trinkstelle anbieten könnten, wäre das ideal. Gerade im Winter finden die Vögel oft nicht genügend Trinkwasser. Aber auch hier ist für Hygiene zu sorgen. Es können sich schnell Keime, wie z.B. Trichomonaden bilden, die zu einem tödlichen Krankheitsverlauf führen. Mit der Winterfütterung leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Vogelwelt. Nebenbei kann man dabei unsere Vögel sehr gut beobachten und sieht oft Arten, die man das ganze Jahr nicht zu Gesicht bekommt oder seltene Wintergäste, die aus kälteren Regionen zu uns kommen.
Die Fledermaus (Artikelserie in den Östringer Stadtnachrichten KW40 + KW41/2017)
Im letzten Wochenende im August fand traditionell die Europäische Fledermausnacht statt. Die Hauptveranstaltung in Deutschland war dieses Jahr in Oldenburg. Wie in vielen weiteren europäischen Städten wurden zahlreiche abendliche Wanderungen, kostenlose Führungen, Filmvorführungen, Nistkastenkontrollen, Vorträge etc. angeboten. Zweck dieser Veranstaltungen ist die Durchführung einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit. Hierbei sollen Kenntnisse über die Lebensräume und das Verhalten von Fledermäusen vermittelt und Berührungsängste der Menschen abgebaut werden. Die ersten Europäischen Fledermausnächte wurden in den 1990er Jahren in Polen und Frankreich durchgeführt. Inzwischen beteiligen sich 35 europäische Länder daran. Der Anblick einer fliegenden Fledermaus löst bei uns Menschen die unterschiedlichsten Gefühle aus. Während die einen von diesem Tier fasziniert sind, wirkt es auf anderen unheimlich. In China z.B. wird die Fledermaus als Symbol für Glück und Gewinn geschätzt. In Teilen von Afrika und Asien gilt sie als Delikatesse und wird gegessen. Auf einigen ostindonesischen Inseln gelten sie als schlechtes Omen und Totemtier. Auch in Europa werden dem Tier oft negative Eigenschaften zugeschrieben. Es gilt als unrein, der Teufel selbst wird oft in Bildern mit Fledermausflügeln dargestellt. Auf anderen Darstellungen verlassen die Seelen als Fledermäuse die Körper der Toten. Ein alter Aberglaube besagt, dass sie sich in Frauenhaare verwickeln und letztlich haben diese Phantasien zu Figuren wie Graf Dracula, der Kleine Vampir oder Batman geführt. Tatsächlich ist die Fledermaus aber in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Tier. Es ist vor allem das einzige Säugetier, welches fliegen kann. In Deutschland kommen ca. 25 Fledermausarten vor. Sie sind alle völlig harmlos, fressen nur Insekten, verhalten sich unscheinbar und werden daher von vielen Menschen überhaupt nicht wahrgenommen. Weltweit gibt es ca. 900 Arten. Die größte ist die australische Gespenstfledermaus, die eine Spannweite von 60 Zentimetern erreicht, die kleinste ist die Schweinsnasenfledermaus mit einem Gewicht von nur zwei Gramm. Die Fledermäuse in Deutschland sind selten größer als 5 cm. Auf die bei uns vorkommenden Arten soll hier im Einzelnen nicht eingegangen werden, da sie sich sehr schwer voneinander unterscheiden lassen. Das Skelett der Fledermaus ist dünn ausgebildet, um das Gewicht gering zu halten. Das Fell weist keinen Haarstrich aus und ist dicht. Die Flughaut erstreckt sich von den Handgelenken hoch zu den Schultern und runter bis zu den Fußgelenken. Im Bereich des Schwanzes findet sich noch die Schwanzflughaut. Beim Flug werden die Flügel in einer Rotationsbewegung geführt, wobei der Abschlag vor dem Kopf durchgeführt wird, das Hochziehen erfolgt dann im hinteren Bereich des Körpers. Der Flug ist völlig geräuschlos. Bei der Jagd dient die Flughaut auch als Kescher. Der Brustkorb mit dem Brustbein ist für die Aufnahme der Flugmuskulatur, wie bei den Vögeln, groß ausgebildet. Das Herz hat etwa das dreifache Volumen im Vergleich zu einem gleich großen Säugetier. Durch eine Erhöhung der Anzahl der roten Blutkörperchen, kann etwa doppelt so viel Sauerstoff im Blut gebunden werden. Die Beine sind im Hüftgelenk nach hinten gedreht, damit sich die Tiere so an die Decke hängen können. Mit dem Kopf nach unten ruhen und schlafen sie. Durch einen bestimmten Mechanismus wird die Krallensehne beim Hinhängen allein durch das Gewicht des Tieres gespannt, so dass beim Festhalten keine Kraft aufgewendet werden muss. Beim Flug in der Dämmerung oder nachts orientieren sich die Fledermäuse durch Echo- bzw. Ultraschallortung. Sie stoßen hierbei Ultraschallwellen aus, die das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann. Es handelt sich hierbei insgesamt um ein sehr kompliziertes System, das aber sehr effektiv arbeitet. Die Töne werden, wie bei uns Menschen im Kehlkopf erzeugt. Die Schallwellen treten dann durch den Mund oder die Nase aus. Der Ruf besteht aus einer Serie von mehreren Tönen, die weniger als eine Sekunde bis zum Hundertstel einer Sekunde dauern können. Die Beutefangrufe werden ca. fünf- bis zwanzigmal in der Sekunde ausgesendet. Der Frequenzbereich liegt hierbei zwischen 9 bis 200 kHz. Bei vielen Hindernissen rufen sie leiser und kürzer um einen Echosalat zu vermeiden. Im offenen Gelände werden die Rufe lauter und länger. So passen sie auch die Tonhöhe den örtlichen Gegebenheiten an. Insgesamt unterscheiden sich die Rufe bei den einzelnen Fledermausarten stark. Die ausgesendeten Rufe kommen als Echo zurück und werden von den Ohren aufgenommen. Die vergleichsweise großen und trichterförmigen Ohren können hierbei unabhängig voneinander gedreht werden. Jedes Ohr ist beim Empfang vom anderen unabhängig. Aufgrund der Laufzeit der ausgesendeten Signale kann die Fledermaus die Entfernung zu einem Objekt bestimmen. Je länger ein Echo benötigt, umso weiter ist das Objekt entfernt. Hierbei können sie Laufzeiten bis ca. 0,1 Millisekunden erkennen. Neben der Größe und Form kann auch die Oberflächenstruktur erkannt werden. Ein Beutetier lässt sich damit sehr genau abbilden. Damit das Tier weiß, wo sich das Objekt befindet, werden die Zeitunterschiede beim Eintreffen des Echos an beiden Ohren ausgewertet. Kommt das Echo links früher an als rechts, befindet sich der Gegenstand links von der Fledermaus. Beim Auftreffen von Schallwellen bei bewegten Objekten entsteht der so genannte Doppler-Effekt. Wir kennen das, wenn sich z.B. ein Krankenwagen mit Martinshorn auf uns zu bewegt. Hierbei ändert sich die Tonhöhe des Signalhorns. Dieses Problem muss die Fledermaus auch bewältigen können, da sich die Tonhöhe erhöht, wenn ein Beutetier auf sie zufliegt und die Tonhöhe abnimmt, wenn sich die Beute entfernt. Fledermäuse können Unterschiede von nur 6 Hz erkennen und hierbei die Bewegungsgeschwindigkeit ermitteln. Hufeisennasenfledermäuse sind sogar in der Lage die Flügelschläge von Insekten so zu analysieren, dass sie über die Häufigkeit des Doppler-Effektes die Größe und die Insektenart bestimmen können. Bestimmte Fledermausarten erkennen durch die Echoanalyse feine Drähte von nur 0,05 mm. Andere fangen Beutetiere, die nur ca. 3 mm lang sind. Hierbei können sie Objekte unterscheiden, die nur 10 mm auseinanderliegen, auch wenn diese von unterschiedlicher Größe sind. Unsere Fledermäuse sind nachtaktiv. Tagsüber ziehen sie sich zum Schlafen in Höhlen, Felsspalten, Baumhöhlen, Bergstollen, Dachböden, Mauernischen etc. zurück. Da sie sich der Witterung anpassen müssen, haben sie Sommer- und Winterquartiere. Bevor der Winterschlaf beginnt, steigern sie ihre Nahrungsaufnahme und nehmen so 20 bis 30 Prozent ihres Körpergewichts zu. Ab Ende August suchen sie ein geeignetes Winterquartier auf, das ihnen Schutz vor der Kälte und vor Feinden bietet. Darin sollte es nicht kälter als 1 bis 2 Grad werden. Sie hüllen sich in ihre Flughaut ein und reduzieren ihren Stoffwechsel drastisch. Dabei drosseln sie ihre Herzfrequenz auf 18 bis 80 Schläge in der Minute, verlangsamen die Atmung und verringern die Körpertemperatur auf wenige Grad über Null. In den Winterquartieren findet auch die Fortpflanzung statt. Das Männchen weckt das Weibchen durch einen Biss in den Nacken auf und begattet es. Hierbei kann ein Weibchen mehrfach von verschiedenen Männchen begattet werden. Die Befruchtung der Eizelle findet allerdings erst nach dem Winterschlaf im März statt. Dadurch wird verhindert, dass die Jungen im Winter geboren werden und das Weibchen durch die Schwangerschaft zu viel Energie verliert. Nach dem Winterschlaf wandern die Fledermäuse in die Sommerquartiere, wobei sich Weibchen und Männchen trennen. Die trächtigen Weibchen finden sich zur Aufzucht der Jungen in Wochenstuben zusammen, die bis zu 70 Muttertiere umfassen können. Die Tragezeit kann je nach Art und Nahrungsangebot zwischen 40 und 70 Tagen variieren. Die meisten Arten bringen nur einmal im Jahr ein Junges zur Welt. Das erscheint wenig, reicht aber für das Überleben der Art, da Fledermäuse 20 bis 30 Jahre alt werden können. Nach der Geburt werden die Jungen ca. 6-8 Wochen gesäugt. In dieser Zeit geht das Weibchen auf die Jagd und kümmert sich allein um die Aufzucht. Ab Ende August werden die Jungen dann von ihren Müttern verlassen. Alle in Deutschland heimischen Arten gelten als streng geschützt. Leider sind die meisten Arten in Deutschland gefährdet. Mehr als die Hälfte steht bereits auf der Roten Liste. Das liegt in der Abnahme des Nahrungsangebots, da es inzwischen deutlich weniger Insekten gibt. Viele Insekten sind zusätzlich durch Pflanzenschutzmittel kontaminiert, so dass die Fledermäuse durch die Nahrung Gift aufnehmen. Letztlich wird ihr Lebensraum beschnitten, da geeignete Sommer- und Winterquartiere immer weniger werden. Wer diesen außergewöhnlichen und nützlichen Tieren eine Behausung anbieten möchte, kann sich auf unserer Internetseite kostenlos eine Bauanleitung für einen Fledermauskasten herunterladen. Über das Vorkommen von Fledermäusen in Odenheim ist uns wenig bekannt. Gerne würden wir ihre Sommer- und Winterquartiere dokumentieren. Daher freuen wir uns über jede diesbezügliche Mitteilung.
Die Turteltaube - Botschafterin der Liebe auf der Roten Liste (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW35/2017)
Turteltauben gelten seit jeher als Glücks- und Liebessymbol. Das Verhalten dieser Vögel, die als Pärchen eng beieinander sitzen, sich gemeinsam das Gefieder kraulen und dabei weiche gurrende Laute von sich geben, hat man auf frisch verliebte Menschen übertragen, die man im Volksmund auch „Turteltauben“ nennt. Die Turteltaube hat eine Körperlänge von 27-29 Zentimetern und wiegt etwa 160 Gramm. Sie ist damit unsere kleinste Wildtaube und deutlich kleiner als eine Haustaube. An der Oberseite weist sie eine rostbraune Färbung mit dunklen Flecken auf. Der Rücken ist oben blaugrau und wird nach unten hin bräunlicher. Das Weibchen ist etwas kleiner und matter gefärbt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mittelengland, Dänemark, an der Ostseeküste entlang über Estland, über den Mittelmeerraum in das nördliche Afrika, die Iberische Halbinsel, weiter über den Nahen und Mittleren Osten bis nach Nordwestchina und die Mongolei. Ursprünglich meiden die Tauben waldreiche Gegenden, Mittel- und Hochgebirge. Sie leben gerne in lichten Wäldern, Parkanlagen, Viehweiden, Obstplantagen und Feldgehölzen. Wie viele Vogelarten findet man sie heute auch zunehmend in den Grünanlagen der Städte. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Samen, Beeren und Pflanzenteilen. Sie verschmäht aber auch Insekten und Schnecken nicht. Die Brutzeit dauert von Mai bis August, wobei sie in der Regel nur eine Brut großziehen. Die zwei Eier werden fünfzehn Tage bebrütet. Nach vierzehn Tagen verlassen die Jungen das Nest. Leider ist der Bestand der Turteltaube in den letzten 12 Jahren um etwa die Hälfe kleiner geworden ist. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren. Zum einen reduzierten sich ihr Lebensraum und ihr Nahrungsangebot durch die zunehmende Nutzung der Flächen für die Agrarwirtschaft erheblich. Zum anderen werden die Vögel auf ihren Wanderungen gnadenlos abgeschossen oder gefangen. Die Turteltaube ist ein Langstreckenzieher. In unseren Breiten ist sie von Mai bis September zu Hause. Dann macht sie sich auf den weiten Weg, der sie bis nach Afrika südlich der Sahara führen kann. Die Insel Malta im Mittelmeer ist dabei eine wichtige Zwischenstation. Dort werden teilweise bis zu 20 000 ziehende Tiere am Tag beobachtet. Die Sonneninsel wird allerdings vielen Turteltauben zum Verhängnis. Allein im letzten Frühjahr bekamen die maltesischen Jäger eine Abschussquote von 11.000 Vögeln zugesprochen. Da keine Kontrolle der Abschusszahlen erfolgt, kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der abgeschossenen Tiere deutlich höher liegt. Man geht davon aus, dass jedes Jahr mehrere Hunderttausende auf ihren Wanderungen so zu Tode kommen. Letztlich hat das auch dazu geführt, dass diese Taube erstmalig weltweit auf der Roten Liste steht. Der NABU setzt sich für einen Stopp dieser Jagd ein. Darüber hinaus soll der Schutz der Tiere intensiviert werden. Das ist allerdings nur möglich, wenn man mehr über die Zugwege und das Brutverhalten weiß. Dazu sollen 20 Turteltauben mit kleinen Sendern versehen werden. Da ein Sender ca. 700 € kostet muss das erforderliche Geld über Spenden gesammelt werden. Wir würden diese Initiative gerne unterstützen. Bitte melden Sie sich bei uns, wenn auch Sie gegen diesen sinnlosen Abschuss sind und Interesse an dieser Aktion haben. Wir lassen Ihnen dann gerne Informationsmaterial zukommen.
Der Rotmilan - König des Kraichgauer Himmels (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW34/2017)
Im Gegensatz zum Weißstorch, über den wir kürzlich erst berichtet haben, ist der Rotmilan kein seltener Besucher in und um Odenheim. Der wegen der markanten Form seiner Schwanzfedern auch Gabelweihe genannte Vogel stammt aus der Familie der Habichtartigen und ist etwas größer als ein Mäusebussard. Die Männchen werden bis 1,1 kg schwer, die Weibchen bis 1,4 kg und erreichen eine Flügelspannweite zwischen 150-180 cm. Er ist weit weniger wassergebunden als sein naher Verwandter, der Schwarzmilan, und bevorzugt offene, mit kleineren und größeren Gehölzen durchzogene Landschaften. Auch ist er im Allgemeinen ein Bewohner von Niederungen und Hügellandschaften, weshalb er hier im Kraichgau optimale Bedingungen vorfindet. Die Verbreitung des Rotmilans beschränkt sich fast ausschließlich auf Europa. Da über 50% des Gesamtbestands in Deutschland brütet, kann man ihn fast als unseren heimlichen Wappenvogel bezeichnen. Während die hiesigen Rotmilane zusammen mit den anderen Tieren aus Zentral-, Nord- und Osteuropa als Zugvögel die Wintermonate in Südeuropa verbringen, bleiben die Rotmilane aus dem westlichen und südwestlichen Europa größtenteils als Standvogel das ganze Jahr über in ihrem Brutgebiet. Rotmilane haben eine Jahresbrut in der Zeit von März bis Juni. Die Eier werden vom Weibchen alleine ausgebrütet und das Männchen versorgt sie in dieser Zeit mit Nahrung, wobei es sich jedoch selten mehr als 2 km vom Horst entfernt. Die Brutdauer beträgt in der Regel 32 Tage. Während der Brutzeit sieht man das Rotmilan-Männchen von früh morgens bis spät abends am Himmel kreisen, um nach Nahrung Ausschau zu halten. Diese besteht für gewöhnlich aus frisch erlegten Kleinsäugetieren, Würmern, Amphibien, Käfern und Vögeln, aber auch Aas wird von ihm nicht verschmäht. Der Rotmilan ist ein Suchflugjäger, der sein Nahrungsrevier in einem relativ niedrigen und langsamen Gleit- und Segelflug systematisch nach Beute absucht. Nach einem erfolglosen Angriff streicht er in der Regel ab und verfolgt das verfehlte Beutetier nicht weiter. Auch sieht man ihn öfters den Boden abschreitend, wo er vor allem nach Insekten und Regenwürmern sucht. Im Gegensatz zu den meisten anderen heimischen Greifvögeln verfügt der Rotmilan über eine ausgefeilte Flugtechnik. Für Naturliebhaber ist es ein wahrer Augenschmaus, wie dieses anmutige Tier wendig und grazil durch die Lüfte zieht. Leider nimmt die Population dieses beeindruckenden Lebewesens seit den neunziger Jahren des Letzten Jahrhunderts aufgrund verschiedener Ursachen stetig ab, der Hauptgrund ist wohl die Intensivierung und Umstellung der Landwirtschaft. Darum wurden von verschiedenen Institutionen Projekte zum Schutz der Rotmilane eingerichtet, u.a. können Patenschaften wildlebender und mit Sendern bestückter Exemplare abgeschlossen werden. Bitte zögern Sie nicht uns zu kontaktieren, wenn Sie weitere Informationen über diese Projekte haben möchten.
Wespen - Nützliche Plagegeister (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW32/2017)
Zurzeit scheinen wir überall von Wespen umgeben. Kaum sitzt man mit einem Stück Kuchen, einem Getränk oder Eis im Freien, ist schon die erste Wespe da und macht sich über das Essen oder das Trinken her. Warum erscheinen uns die Tiere gerade jetzt so aggressiv? Es gibt in Deutschland ca. 700 Wespenarten, jedoch leben in unserer Gegend nur zwei Gattungen, die dieses Verhalten zeigen. Das sind die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe, welche sich recht ähnlich sehen und von einem Laien kaum zu unterscheiden sind. Beide Arten bilden Völker, wie unsere Honigbiene, und füttern Ihre Brut wird mit eiweißreicher Nahrung. Die Wespen erbeuten dazu viele Insekten für ihre Larven, tragen somit zur Beseitigung von Schädlingen bei und sind daher durchaus nützlich. Im Spätsommer, wenn die Jungen nicht mehr versorgt werden müssen, ändern die Wespen ihr Nahrungsverhalten. Sie brauchen jetzt besonders süße und energiereiche Nahrung, die sie hauptsächlich in unseren Lebensmitteln finden. Diese Erscheinung wird uns jetzt die nächste Zeit begleiten bis etwa Mitte Oktober alle Wespen, außer den Jungköniginnen, gestorben sind. Was kann man nun gegen die Plagegeister tun?
Wichtig zu wissen ist, dass sich die Wespen nicht aggressiv gegenüber dem Menschen verhalten. Sie wollen nur an unsere Nahrung. Daher gilt – ruhig bleiben!
Heftiges Wedeln oder Schlagen macht die Tiere erst aggressiv, da sie sich dadurch bedroht fühlen. Man sollte sie auch auf keinen Fall anpusten. Sie spüren das Kohlendioxid in unserer Atemluft, das sie besonders reizt. Bedrohte Tiere setzen zudem Geruchsstoffe frei, die weitere Wespen anlocken können. Ein Mittel das sich bewährt hat, ist die Ablenk-Fütterung. Hier helfen am besten überreife Weintrauben, welche man rund zehn Meter vom Esstisch entfernt aufstellt. Diese Methode wird auch vom NABU empfohlen. Auf alle Fälle sollte man jetzt bei der Nahrungsaufnahme aufpassen, dass man mit keiner Wespe in Kontakt kommt. Hat eine Wespe einmal zugestochen, hilft kurzfristig etwas Spucke, eine Zwiebel- oder eine Zitronenscheibe, sofern man diese gerade in der Nähe hat. In aller Regel verläuft ein Stich problemlos. Stellen sich allerdings nach dem Stich Schwindel, Übelkeit, Atemnot oder gar Herzrasen ein, ist das ein Symptom für eine Insektengift-Allergie. Hier sollte dann sofort ein Arzt gerufen werden. Die Angst vor den großen Hornissen ist übrigens unbegründet. Leider hält sich noch immer hartnäckig der Spruch: „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen“. Hornissen sind sehr friedliche Tiere, die selten stechen. Dass ihr Stich so schmerzhaft ist, liegt an der Größe des Stachels und an einer brennend empfundenen Substanz, die hierbei abgegeben wird. Das Gift an sich ist schwächer als das einer Wespe oder Biene. Wenn sie eine schwarze Hornisse sehen, dann ist das keine Farbvariante, sondern eine harmlose Holzbiene. Die äußerst ruhigen Tiere, die zu den echten Bienen gehören, können tatsächlich die Größe einer Hornisse erreichen. Sie ernähren sich vom Nektar der Blüten und sind insgesamt sehr friedlich. Sie stechen nur bei äußerster Gefahr.
Storchenbesuch in Odenheim (Artikel in den Östringer Stadtnachrichten KW31/2017)
Am Montag letzter Woche legte ein einzelner Storch in Odenheim eine kurze Rast ein. Ein aufmerksamer Nachbar teilte am späten Vormittag unserem 1. Vorsitzenden mit, dass in der Nähe der beiden Wohnanwesen ein Storch auf dem Dach eines Hauses am Odenheimer Königsbecher sitzt. Bei der sofortigen Nachschau konnte tatsächlich ein einzelner Weißstorch gesichtet werden, der dort auf dem Kamin eines Hauses saß und ruhig sein Gefieder putzte. Dieses friedliche Bild lässt in jedem Vogelfreund spontan den Wunsch aufkommen, die Störche mögen sich doch wieder in Odenheim ansiedeln. Die Zeiten, als sich Adebar noch in Odenheim aufhielt, sind wohl sehr lange her. Selbst die älteren Mitglieder unseres Vereins konnten sich nicht daran erinnern, dass Störche bei uns einmal heimisch waren. Es kann fast mit Sicherheit angenommen werden, dass nach dem 2. Weltkrieg keine Störche mehr in Odenheim ansässig waren. Weiter ist zu vermuten, dass es auch in früheren Zeiten nur sehr wenige Brutpaare hier gab. Ein Storchenpaar benötigt etwa 200 ha Brachfläche, um ausreichend Futter für sich und seine Brut zu finden. Während der Aufzucht der Jungen entfernen sich die Altstörche darüber hinaus nur ca. 2 km vom Nest. In diesem engen Bereich dürften um Odenheim mit seinem großen Waldgebiet und den landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen nicht genügend Brachgebiete vorhanden gewesen sein, um mehrere Storchenfamilien zu ernähren. Was diesen Storch dazu bewogen hat, hier alleine eine kurze Rast einzulegen, wird ein Rätsel bleiben. Zu diesem Verhalten hatte auch ein Storchenexperte des NABU keine Erklärung. Es könnte sich um einen Altvogel gehandelt haben, der bereits jetzt für die nächste Brutsaison nach Nistmöglichkeiten Ausschau gehalten hat. Möglich ist auch, dass es ein jüngeres Tier war, das wie viele Jungstörche vor dem Wegzug in der Gegend herumstreift. Sicher ist, dass es sich um ein wildes Exemplar gehandelt hat, der nicht aus einer Zuchtstation stammt. Er war nicht beringt und flog bei der Annäherung auf dem gegenüber liegendem Gehweg sofort weg. Ab August gehen unsere Weißstörche auf die Reise in ihre Winterquartiere nach Afrika. Ein unvorstellbar langer Weg liegt vor ihnen, den sie nur bewältigen können, wenn sie kräftesparend im Segelflug reisen. Sie nutzen hierbei die warmen Aufwinde, die über größeren Landflächen entstehen. In dem Aufwind lassen sie sich hochtragen und segeln dann bis zum Fuß der nächsten Thermik. Da sich solche Luftströmungen nicht über dem Wasser bilden, folgen sie einer Route, die weitgehend über Land verläuft. Der größte Teil der deutschen Störche fliegt hierbei die östliche Route nach Afrika, während die Tiere aus unserer Gegend mit den übrigen aus dem Südwesten die westliche Zugroute über Gibraltar und die Sahara nehmen. In den zwei bis vier Zugmonaten legen sie im Durchschnitt 150 bis 300 Kilometer am Tag zurück. Sie verbringen den Winter dann in der westafrikanischen Sahelzone zwischen Senegal und dem Tschad. In den letzten Jahren fällt auf, dass immer mehr Störche bereits in Südspanien bleiben, wo sie ausreichend Nahrung, vor allem auf Müllkippen finden. Die Zugrouten sind inzwischen sehr genau erforscht. Hierbei werden einzelne Vögeln mit leichten GPS-Sendern bestückt. Damit kann lückenlos und genau festgestellt werden, wo sich die Tiere aufhalten. Falls uns jemand über die Odenheimer Störche in früheren Zeiten berichten kann, würden wir uns über einen Anruf sehr freuen (Tel. 1350).